Salzburger Nachrichten am 4. April 2006 - Bereich: Salzburg
Impressionen

Mitunter wird die Frage diskutiert, ob eine Fotografie nicht ein besseres Dokument wäre, als es die Bilder der "Naiven" sind.

Rein sachlich gesehen mag die Frage mit Ja zu beantworten sein, doch die Bilder der ehemaligen Wahlsalzburgerin Maria de Posz zwingen zu einer anderen Bewertung.

Die am 2. April 1921 in Budapest geborene und am 28. Oktober 2000 in Salzburg verstorbene Künstlerin unterlegte ihre Bilder von Landschaften, bekannten Plätzen und Häusern mit einer Seele, sie hauchte der penibel gemalten Dokumentation Leben ein.

Heute, Dienstag, wird in der Buchhandlung Mora das im Colorama-Verlag erschienene Buch "Malerisches Salzburg - Impressionen von Maria de Posz" (72 Seiten, 24 Euro) der Öffentlichkeit vorgestellt. Ihr langjähriger Weggefährte und Malerkollege Vladimir Bedenikovic hat darin aus ihrem umfangreichen künstlerischen Schaffen die Salzburgblicke zusammengefasst. 65 Ansichten ihrer dem Spektrum der naiven Malerei zugezählten Werke sind wie eine Liebeserklärung an die Stadt. Sie laden zu genauem Betrachten ein, sie erzählen vom Leben in Salzburg, vom Vergnügungen der Bevölkerung und Gäste, von allerlei Schönheiten und den durch viele Bräuche bunt gestalteten Jahresablauf.

Detailtreue und die Verliebtheit in die kleinen Dinge am Rande zeichnen das Werk von Maria de Posz aus. Die Typisierung "naiv" ist für ihre Art zu malen wohl fragwürdig. Wer würde Johann Michael Sattler in die Reihe der "Naiven" stellen, nur weil auch er in seinem weltberühmten Salzburg-Panorama nicht nur Landschaft und Gebäude, sondern auch das Leben in der Stadt und in der Natur detailgetreu wiedergegeben hat?

De Posz lebte ab 1962 in Salzburg und schärfte den Blick auf das Schöne. Die Stadt ehrte sie mit der Benennung einer Straße in Aigen.