Salzburger Nachrichten am 13. November 2004 - Bereich: kultur
Ringen mit der Todesangst Mit Jan Fabre eröffnet
Mario Mauroner seine neue Wiener Galerie
SILVIA KARGLWIEN (SN). Ein ehemaliges Bücherlager auf einer Fläche von
600 m² wird eine neue Plattform für internationale zeitgenössische Kunst
im Zentrum von Wien. Heute, Samstag, wird Mario Mauroners Galerie MAM
Contemporary Art mit "Sanguis/Mantis", der ersten Wiener Ausstellung des
universellen Künstlers Jan Fabre, eröffnet. Mauroner führt seit
Jahrzehnten die Salzburger Galerie Academia. In Wien ist Jan Fabre vor allem durch Auftritte bei den Wiener
Festwochen und im Tanzquartier bekannt. Seine Performances setzen neue
Maßstäbe für die Tanzszene. Fabre ist kein Mann der oberflächlichen
Effekte und seichten Unterhaltung. Ob er dichtet, zeichnet, Skulpturen und
Installationen gestaltet, inszeniert (zuletzt Wagners "Tannhäuser" in
Brüssel), choreografiert oder Filme macht: Seine radikale Kunst hat
Tiefgang und kann schaurig-schön sein. Fabres rätselhafter Blick auf
Vergangenes ist ein Spiegel der Gegenwart, der bisweilen irritiert und
verstört. Er liebt die Inszenierung von Räumen, und so kommen Größe und
Höhe der neuen Wiener Galerie seinen Skulpturen und Bildern bestens
entgegen. Auch die Räume wirken dadurch besonders. Wie die Wiener Uraufführung seines 8-minütigen Films "Lancelot, ein
Engel-Krieger" und die neue Kunstinstallation "Sanguis/Mantis Landscape"
zeigen, durchziehen Panzer und Insekten Fabres Arbeiten. Rüstungen und
Juwelenkäferpanzer schützen vor Angriffen, gleichzeitig sind sie ein
Gefängnis für den Körper. Die Botschaft von unter Kriegen leidenden
Menschen, vom ständigen Ringen mit der Todesangst macht betroffen. In "Lancelot", gedreht bei minus 15 Grad, kämpft Fabre mit
Ritterrüstung und Schwert unter totalem Einsatz des Körpers gegen einen
unsichtbaren Gegner, auch gegen sich selbst. Sehenswert."Sanguis/Mantis"
von Jan Fabre bis 21. 2. 2005 in der Galerie MAM Contemporary Art, 1010
Wien, Weihburggasse 26, Di.-Fr. von 11-18 Uhr, Sa. von 11-16 Uhr. Das
Tanzquartier Wien präsentiert am 14., 15., 17. und 18. 12. neue
Theaterarbeiten von Jan Fabre. |