Salzburger Nachrichten am 20. Juni 2003 - Bereich: kultur
Veränderung ohne sich zu bewegen

Das Wechselspiel zwischen dem Sichtbaren und dem Verborgenen bringt in der Malerei die Frage nach dem Standpunkt des Betrachters ins Spiel. Margarethe Haberl erforscht in der Salzburger Galerie Eboran, wie verschiedene Blickrichtungen die Wahrnehmung von Bildern beeinflussen. Bei ihren Objekten zeigt sie unterschiedliche Zustände von ein und derselben Sache. Das zeitliche Nacheinander stellt sie in einem räumlichen Nebeneinander dar und erzeugt damit Zustände der Gleichzeitigkeit.

Den Ausgangspunkt bilden elementare Zeichen. Mit Lack auf Glasplatten, die sich hinter eine schwarze Platte schieben lassen, gemalt, kann man das Objekt verändern, ohne die eigene Position zu wechseln. Wenn Haberl ihre Figuren mit Schablonen aufs Papier überträgt, löst sie ein Changieren zwischen Figur und Grund aus, das zwischen flächiger und räumlicher Wirkung pendelt. In den monumentalen Arbeiten entfaltet diese Gleichzeitigkeit ornamentale Qualitä-ten, während die kleinen, mit Filzstift gezeichneten Blätter Denkmöglichkeiten auf erfrischend anschauliche Weise als Spiel der Linien vorführen. Gleichzeitig zeigt Haberl in der Schmuckgalerie Cancola Porzellanobjekte (bis 27. Juni).

WOLFGANG RICHTER