Peter Weibel will Kündigung anfechten
MARTIN BEHR GrAZ (SN). Knalleffekt im neu aufgeflammtem Streit zwischen dem Joanneum-Intendanten Peter Pakesch und dem Neue-Galerie-Kurator Peter Weibel: Der international renommierte Künstler und Kunsttheoretiker Weibel wurde Mittwochnachmittag von der Geschäftsführung der Universalmuseum Joanneum GmbH entlassen. Begründung: „Wiederholte Vertragsverletzungen.“
Peter Weibel hatte, wie berichtet, Pakesch nach dessen Umstrukturierungen im Joanneum frontal attackiert. Die Absetzung von Christa Steinle, der langjährigen Leiterin der Neuen Galerie, bezeichnete Weibel als „Staatsstreich“, er warf zudem Pakesch vor, der „letzte Autokrat“ zu sein und einen „Vernichtungsfeldzug“ gegen die Neue Galerie zu führen. „Weibel hat durch seine Aussagen das Haus mehrfach geschädigt, es gab ja in der Vergangenheit auch schon zwei Verwarnungen“, erklärte Pakesch. Nun habe man handeln müssen.
Peter Weibel, den die SN in Karlsruhe telefonisch erreichten, erklärte in einer ersten Reaktion, dass er die Vertragsauflösung anfechten werde: „Ich will gerichtlich klären lassen, ob ich das Ansehen des Joanneums tatsächlich geschädigt habe.“ In Wahrheit, so Weibel, habe Pakesch das Joanneum „gegen die Wand gefahren“ indem „kompetente Leute abserviert werden“. Abermals bekräftigte Weibel dass die drei Auftaktveranstaltungen (Hans-Hollein-Personale, Sammlungsausstellung und das „Bruseum“) der Neuen Galerie im kommenden Herbst nicht stattfinden werden.
„Der Erfolg für das Joanneum durch gute Ausstellungen ist Pakesch weniger wichtig als der Hass auf die Neue Galerie“, betonte Weibel. Am kommenden Montag ist ein „klärendes Gespräch“ zwischen Peter Pakesch und Peter Weibel vereinbart. Pakesch: „Wir sind an einem erfolgreichen Abschluss der angekündigten Ausstellungsprojekte interessiert und hoffen auf konstruktive Vorschläge von Weibel.“ Das Projekt „Bruseum“ (ständige Ausstellung mit Werken von Günter Brus) dürfte vermutlich doch realisiert werden. „Es gibt Verträge, wegen persönlicher Differenzen darf doch ein lange vorbereitetes Vorhaben nicht scheitern“, erklärte Günter Brus am Mittwoch.
Zum Vorwurf Peter Weibels, wonach die ohne Ausschreibung erfolgte Vertragsverlängerung für Pakesch rechtswidrig sei, sagte ÖVP-Kulturlandesrat Christian Buchmann: „Die Landesregierung hat die Verlängerung beschlossen.“ Man sei im Joanneum-Jubiläumsjahr um Kontinuität bemüht gewesen.