25. Februar 2010 - 00:04 Uhr · · Kultur

Lentos: Bier, Weißwein, Champagner

Bier, Weißwein, Champagner

Ein Verdauungstrakt aus Murano-Glas, „Space between Lovers“, also der Raum zwischen Liebenden, dargestellt mittels verschlungener Torsos aus Polyester, eine Faust aus Gips – es geht um den Menschen bei Asta Gröting. Lentos-Direktorin Stella Rollig hat eine umfassende Werkschau der deutschen Künstlerin, die in den 1980ern die Skulptur mit Form und Materialsprache neu belebt hat, zusammengestellt. Eröffnet wird heute. Gröting geht psychischen und physischen Spuren nach, verpackt „Ja“ und „Nein“ in nickende und kopfschüttelnde Halbkugeln, das „Jein“ dazwischen ist eine weiße, sich bewegende Styroporkugel.

Die Glasfenster aus dem abgerissenen Palast der Republik in Berlin (beherbergte das Parlament der DDR) betitelt sie „Memento mori“, wie die alten Römer daran erinnernd, dass wir alle sterblich sind. Im Gegensatz dazu zwei „Acker“-Skulpturen als Symbole der Fruchtbarkeit der Erde. Eine ist freilich mit Phosphor behandelt, leuchtet im Dunkeln und führt vor Augen, wie Natur oder Nahrung teilweise verfälscht werden. Sehr aufschlussreich ist die Wortmalerei „Arbeiter, Lehrer, Unternehmer“, dabei schreibt Gröting Indikatoren für die Berufsgruppen/Lebensstile an die Wand: „Bier“, „Weißwein“, „Champagner“ oder „Ein gutes Buch“, „Angeln“, „Rauchen“. Die Suche nach der Seele steht in den seit 1993 entstandenen Videoarbeiten „Die innere Stimme“ im Mittelpunkt. Wurde die Seele im Mittelalter im Körper vermutet, löst Gröting die Suche auf ihre Art: Mit Bauchrednern, einer selbst gebastelten Puppe als gleichberechtigtem Dialogpartner und Texten fern des Klamauks, sondern ganz aus dem Leben gegriffen. Sehr realitätsnah sind alle Arbeiten Grötings, auch die neueste. 1200 Magneten, die den Boden mit der Decke verbinden, Zusammenhalt symbolisieren und verdeutlichen, warum dem Werk Grötings im Lentos viel Raum gegeben wird: weil es ihn braucht und weil es ihn ausfüllt. Mit Dingen, die Assoziationen wecken und Denkanstöße geben, mit Situationen, die das Leben geschrieben haben könnte, und mit feiner Ironie, die entsteht, wenn man Menschen beim Leben zuschaut – zum Beispiel, wenn sie um einen Parkplatz „kämpfen“. Sehr empfehlenswert!

Info: bis 9. Mai 2010, tägl. 10 bis 18 Uhr, Do. 10 bis 21 Uhr

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/art16,342247
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