Die reine Lust der Sinne

VON MAGDALENA MIEDL

Nackte Haut zart verhüllt, blühendes Fleisch, lüsterne Schenkel - der Eros ist ein Grundantrieb, in den Künsten wie im Menschen. Eine umfangreiche Ausstellung im BA-CA-Kunstforum Wien zeigt dazu über 200 Arbeiten prominenter Kunstschaffender vom 19. Jh. bis in die Gegenwart.

Die Thematik macht es nicht schwer, plakative Namen zu finden. Manet, Munch, Picasso, Cézanne, Klimt, Schiele, Dalí, Renoir - die Liste ist lang und eindrucksvoll. Und es sind wenig Frauen darauf zu finden. Es dominiert der männliche Blick auf den Körper der Frau, brachial erotisch oder verschämt.

Im hintersten Raum

In Zusammenarbeit mit der Baseler Fondation Beyeler sind dabei Arbeiten nach Wien gekommen, die berückend schön sind. Rodins Plastik der "Iris, Götterbotin" etwa ist eine kopflose Tänzerin, mädchenhaft und anmutig. Werke von Léger, Kirchner, Cézanne verweisen auf einen anderen Zugang zur Moderne.

Nicht schöne Körper und ihre Vereinigung stehen im Zentrum der Ausstellung, sondern die Lust, die Versuchung, das Begehren, das Davor. Der Eros als Ausgangspunkt des Lebens, als Kraft, die die Welt in Bewegung hält.

Zwischen all den lasziven, manchmal grausig fleischlichen Frauenkörpern und wenigen Mannsbildern kommen Frauenstimmen nur selten und erst im hintersten Raum und im Keller zu Wort. Mit humorvollem Unterton: Louise Bourgeois, Valie Export, Cindy Sherman und andere. Hier bricht sich der männliche Blick, wird abgelöst von einer verschmitzten Klugheit. Exports "Aktionshose: Genitalpanik", auf dem sich die Künstlerin mit einer Schusswaffe und unverhülltem Geschlecht präsentiert, hängt ausgerechnet neben den artifiziellen Fraueninszenierungen von Helmut Newton.

Durch die Vielfalt der hochklassigen Exponate ist die Ausstellung eine freudvolle Augenunterhaltung, in der aber kaum Platz zur kritischen Auseinandersetzung ist. Das Thema hätte viel Anlass dazu geboten.

Info: BA-CA Kunstforum, Wien,

Freyung 8; bis 22.7.

Erotik à la Bonnard