Macht und Gewalt in der Uniform

VON DIETLIND HEBESTREIT

Die Ausstellung "POLICE" in der Linzer Landesgalerie birgt brisante Inhalte. Schon der knappe Titel vermittelt: Hier treffen wir nicht den "Freund und Helfer", sondern den geschulten Großstadt-Cop, der mit Macht und Gewalt jongliert. Mit zehn einprägsamen Video- und Foto-Projekten stecken die Kuratoren Martin Hochleitner und Gabriele Spindler das Spannungsfeld Kunst-Polizei ab.

Annika Larsson projiziert Bilder eines inszenierten Polizeiübergriffs auf eine riesige Wand, fasst tief in die künstlerische Trickkiste: Aufpeitschende Musik, Nahaufnahmen, Zeitlupe, Symbole wie Schlagstock und Stiefel. Das geht unter die Haut. Auch weil lange unklar ist, ob die Polizisten "die Guten" oder "die Bösen" sind.

Der englische Künstler Jeremy Deller stellt ebenfalls nach, und zwar eine Schlacht zwischen Bergarbeitern und Polizisten. Die Bilder ähneln verblüffend jenen, die Oliver Ressler bei einer Demo im Juli 2001 bei der Tagung des Weltwirtschaftsforums in Salzburg aufgenommen hat: Uniformierte Männer machen die Mauer, Zivilpersonen bekommen Staatsgewalt körperlich zu spüren.

Den Blick in eine andere Welt eröffnet Francis Alys, der mit einer geladenen Pistole durch Mexico-City spaziert und von der Polizei überwältigt wird. Tuomo Manninen porträtiert die Berufsgruppe Polizei. Um Überwachung geht es bei Peter Friedl, um Staatsgewalt bei Santiago Sierra, um die Spurensuche nach der G8-Demo in Genua bei Lisl Ponger, um die Tötung von 40 Demonstrierenden im Kosovo bei Milicia Tomic. Fast lyrisch wirkt dagegen Rodney Graham als Sträfling, der in Handschellen Klavier spielt.

Die klug konzipierte Schau ist ein Beitrag zum Festival der Regionen, Thema "Geordnete Verhältnisse". Genügend Zeit einplanen und Begleitmaterial (Katalog erscheint im Juli) nützen!

Landesgalerie Linz, Museumstraße 14: bis 28. August, Di.-Fr., 9-18 Uhr, Sa., So. und Fei., 10-17 Uhr