Kunst verschimmelt

Hintergrund für die Idee zu diesem Preis war, an das Interesse Herbert von Karajans für technische und künstlerische Entwicklungen neuer Technologien anzuknüpfen.
Von Arnold Schnötzinger.


In der Mitte eines dunklen Raumes leuchtet ein durchsichtiger Plastikwürfel. Im Inneren des Kubus' befinden sich drei Buchstaben aus Brot geformt, die langsam einem künstlich beschleunigten Verfallprozess durch Schimmelpilze ausgesetzt sind. Dazu gibt es Geräusche und Klänge - eine Art Soundtrack zur Installation.

"T-Ding"

Die drei Buchstaben F, O, N symbolisieren das Logo der gleichnamigen Künstlergruppe FON, die den heuer erstmals vergebenen Medienkunstpreis star-project 01 des Karajan-Centrum erhalten. FON ist die Abkürzung für "Formation ohne Namen", dementsprechend möchten die beiden Künstler von FON nicht mit ihrem Privatnamen in der Öffentlichkeit auftreten. Der Preis ist mit 250.000 Schilling (Euro 18.168,21) dotiert.

Symbol medialer Kommunikation?

Mit ihrem Projekt "T-Ding" wollen FON natürliche Zeitprozesse im Gegensatz zu technisch forcierten Abläufen thematisieren. Zentrales Moment von "T-Ding" ist die Vergänglichkeit, die immer auch an Veränderung geknüpft ist.

FON
FON

"T-Ding" spielt mit Abschottung und Distanz, mit den Grenzen der Kultur und Kulturvermittlung: In dem "extrem abgedichteten Kubus" entstehe eine eigene (Schimmelpilz-)Kultur, die mit der umgebenden Kulturwelt nicht in Interaktion treten könne, dozieren die FONisten. Nur ungewollt, über die austretenden Sporen, findet dann doch eine Interaktion statt.

Schwieriger Jury-Entscheid

Insgesamt sechs Projekte standen den Juroren, zu denen unter anderem auch die Medienkünstlerin Valie Export und der Komponist Karl-Heinz Essl zählten, letztlich zur Auswahl. Dabei gab es völlig verschiedene Ansatzpunkte der Künstler. Die Projekte bewegten sich im Spannungsfeld von Gesellschaftskritik und Dadaismus, wie der Juror und Medientheoretiker Matthias Fuchs erklärt.

"Die Auseinandersetzung mit Medien muss heute unbedingt kritisch sein", begründete die Jury die Auszeichnung. Man habe sich nach eingehender Beratung für FON entschieden, "weil gewisse Sinnesdaten vorliegen, die unserer bestimmten heutigen Situation entsprechen", so Medientheoretiker und Jury-Mitglied F. E. Rakuschan. Sein Jury-Kollege, der Komponist Kurt Schwertsik, nahm die Entscheidung weniger gewichtig: "Ich war ja immer Dadaist, und das Ganze ist letztlich dadaistisch. Es kommt immer nur darauf an, wie fein der Witz ist, der dahintersteckt."

Weitere Projekte

Die Verbindung von Architektur und Internet hat beispielsweise die 1974 geborene Künstlerin Doris Krüger in ihrem Projekt "Under Construction 01" herzustellen versucht. Zu sehen ist eine Leinwand, auf der sich dreidimensionale Räume ständig neu zusammensetzen. Wesentlicher Konstrukteur dabei ist der Betrachter, der über Sensoren im Raum und Klänge die Wahl der Bilder auf der Leinwand interaktiv beeinflusst.

Polizeieinsatz bei Preisverleihung

Nicht ganz reibungslos verlief am Dienstagabend im Herbert-von-Karajan-Centrum die Überreichung des "star project 01 the media award" an die Gruppe "FON". Für Unruhe sorgte die im Bewerb unterlegene Gruppe "Georg Udovicic", die zu einer mit dem Karajan-Centrum nicht vereinbarten Performance erschienen war. Erst nach dem Eintreffen der verständigten Polizei "gingen sie dann", so Barbara Aschenbrenner vom Karajan-Centrum am Mittwoch, zur APA.

Der star_project-Medienkunstpreis soll in Zukunft alle zwei Jahre vergeben werden. Die Projekte der heurigen Endauswahl sind noch bis zum 28. Juli im Wiener Karajan Centrum zu sehen.

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