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06.02.2002 - Kultur News
AUSGESTELLT IN WIEN von FLORIAN STEININGER


Galerie Krobath Wimmer. Die beiden Galeristinnen gehen einem Thema nach, das von der avantgardistischen Kunsthaltung strikt abgelehnt wurde: Natur, manchmal ein wenig romantisch und pathetisch, im Kleid des 19. Jahrhunderts, dann jedoch wieder gefiltert durch unsere Zeit, mit Brüchen versehen. Herbert Brandl führt ein Bergpanorama vor, mächtig und massiv in seiner Wirkung.

Der impressionistischen Hell-Dunkel-Malerei der Aquarellarbeit steht die Künstlichkeit und Grobheit des hellblau silbrigen Farbsprays am Himmel entgegen. Julian Opie - sehr nahe an den computergenerierten Folienarbeiten von Gerwald Rockenschaub - reduziert den Baum auf eine flache Symbolform. Otto Zitkos vibrierend kräftige Strichzüge- und Verästelungen lassen Vegetabiles und Gebirgsähnliches assoziieren. Sein expressionistisch schöpferischer Akt, der seinen großen Bildtafeln innewohnt, bildet gleichsam den Gegensatz zu Opies von jeglicher Handschrift befreitem Bildmotiv (I., Eschenbachgasse 9; bis 9. März).

Galerie Mayer Kainer. Das Resultat und Relikt von John Bocks Performance, das sich zu Skulptur und Environment transformiert hat, betritt man durch eine Luke. Ein bühnenartiger Vorhang, mit einer Kurbelmechanik verstellbar, bezeichnete Tafeln und allerlei gebrauchte Alltagsgegenstände bilden die Requisiten der Vorstellung, deren Inhalt und Aussage im Danach und ohne deren visuelle Aufzeichnung schwer nachvollziehbar ist.

Bocks Auftritte wurzeln zwar im Wiener Aktionismus, seine Schwerpunkte liegen aber nicht im expressionistisch Körperbezogenen, sondern mehr in einem komplex skurrilen Beschreiben der Welt: Philosophisch, naturwissenschaftlich, mit einem Schuß Absurdität (I., Eschenbachgasse9; bis 9. März).

Galerie Martin Janda, Raum aktueller Kunst. Jakob Kolding hinterfragt mit kritischem Blick in seinen Bild- und Textcollagen urbane Situationen und deren Lebensqualität. Im krassen Gegensatz stellt er deren ästhetische Utopie und ihre faktische Wirklichkeit gegenüber: Pläne, Architekten, Präsentationen ihrer Projekte, künstlerische "Veredelungen" mit Skulpturen am Bau prallen in der Collage auf die reale Begebenheit der erbauten Trabantenanlagen und Freizeitzonen. Mit Graffiti besprühte Betonwände, desolate, zum Kletterturm umfunktionierte Plastiken, monströse Betonklötze (I., Eschenbachgasse 11; bis 9. März).



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