Kultur

Zwei Mal am Tag für die Welt meditieren

12.11.2007 | SN
Der amerikanische Kultregisseur David Lynch warb in Wien für sein Friedens- und Erziehungsprojekt MAGDALENA MIEDL

Magdalena Miedl Interview US-Regisseur David Lynch machte auf seiner Europareise am Wochenende auch in Wien Station, um für sein Projekt eines neuen Erziehungs- und Friedensprogramms Werbung zu machen. Im Wiener Gartenbaukino gab es am Sonntag eine Matinee mit "Mulholland Drive" und anschließendem Publikumsgespräch.

Heute, Montag, trifft er mit Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) zusammen, um mit ihm über die Technik der Transzendentalen Meditation und ihre positive Auswirkung auf den Einzelnen, die Gesellschaft und den Weltfrieden zu sprechen. Schon vorher traf Lynch in Frankreich mit Nicolas Sarkozy, in Israel mit Schimon Peres zusammen.

Lynch gilt als einer der einflussreichsten Filmemacher der Gegenwart und hat mit düsteren, verstörenden Meisterwerken wie "The Elephant Man" und "Mulholland Drive" Filmgeschichte geschrieben. Der Kultregisseur ("Twin Peaks", "Lost Highway") gab den SN eines seiner raren Interviews.

Sie haben in Ihrer Karriere so vieles erreicht, könnten sich also bequem zurücklehnen - und trotzdem reisen Sie jetzt durch die ganze Welt, um für den Weltfrieden zu arbeiten. Warum? Lynch: Kurz bevor ich "Eraserhead" begonnen habe, meinen ersten Film, hat mich meine Schwester angerufen und mir von Transzendentaler Meditation (TM) erzählt. Ihre Stimme hat so viel glücklicher geklungen, so völlig ausgeglichen, dass ich das auch unbedingt versuchen wollte - und ich bin dabei geblieben. Es ist eine ganz einfache Technik. Man setzt sich bequem hin, schließt die Augen und beginnt mit einem Mantra, wendet den Geist nach innen - und taucht ein, man überschreitet die Grenzen des Intellekts - bumm! Man ist jenseits, im puren Bewusstsein, und da sind Wonne, Wellen von Glück. Eine einzigartige Erfahrung.

So lernt man sein Selbst kennen, erfährt unendliche Intelligenz, Energie, Kreativität, Glück. Ängste und Stress verfliegen. Dieses Potenzial kann man für sich selbst nutzen oder gemeinsam für die Gesellschaft.

Es genügt die Quadratwurzel von einem Prozent der Bevölkerung eines Landes - in Österreich wären das 300 Menschen - um alles zu verbessern. Wenn 300 Menschen zwei Mal am Tag kurz meditierten, würden sie Harmonie für die Gesamtbevölkerung erzeugen, dynamischen Frieden und Einheit.

"Der Künstler mussnicht selbst leiden, um das Leid zu zeigen" Sie sprechen so viel über Glück und Harmonie - und machen so düstere Filme. Wie geht das zusammen? Lynch: Das werde ich überall gefragt: Warum ich ein so positiver Mensch bin und so dunkle, negative Filme mache. Aber Filme, Bücher, Malerei - all das reflektiert die Wirklichkeit. Geschichten haben immer schon vom Kontrast gelebt, vom Quälenden genauso wie vom Glück. Das Gute dran ist: Der Künstler muss selbst nicht leiden, um das Leiden zu zeigen. Ich zeige Schmerz in meinen Filmen, aber die Idee dahinter ist, das Leiden zu beenden und allen möglichen Arten der Kreativität Raum zu geben. Diese Welt ist so voller dunkler, wütender Wolken der Ignoranz, da ist nicht viel Platz für Kreativität.

Haben Sie einen Rat für junge Filmstudenten? Lynch: Schulen sind toll, weil man hier eine Menge technisches Wissen lernt, und man bekommt Inspiration von den Lehrern und von den Kollegen. Das ist also gut, aber intellektuelles Wissen allein reicht nicht. Man muss rausmarschieren und seine eigene Stimme finden und letztlich lernen beim Tun. Dadurch wird die Arbeit viel tiefer. Wenn man dann auch noch mit TM beginnt, wird das zur Tiefe der Arbeit weiter beitragen.

Sie haben vor, am Montag den österreichischen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer zu treffen. Was werden Sie besprechen? Lynch: Ich möchte den Leuten nur davon erzählen, und für viele Leute sind das wirklich gute Nachrichten. Das war bei Schimon Peres in Israel und Nicolas Sarkozy in Frankreich auch so. Die Leute reden über den Frieden, singen und marschieren für den Frieden seit Jahrzehnten. Das funktioniert schon in einigen Ländern, dass die benötigte Anzahl von Menschen täglich meditiert - und es ist so einfach und beglückend für die, die es tun. Das sollten die Leute unterstützen - und sie werden sehen, dass es funktioniert.

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