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Der Mann mit dem Turban
Als "Landschaftsmaler der besonderen Art" wurde Herbert Brandl von Kulturministerin Claudia Schmied bei der Eröffnung des Österreich-Pavillons der aktuellen Biennale in Venedig vorgestellt. Der Künstler habe da ein Panorama an Landschaften entworfen - "von satten Wiesen über einen glühenden Sonnenuntergang und grauen Felsstimmungen bis hin zu gelb strahlenden Feldern", das "sicher sehr oft mit Österreich in Verbindung gebracht wird". Sie würden keine Erklärungen, sondern "Augensinn" brauchen.

Die touristischen Klischees von der Alpenrepublik lassen sich sicher in das Werk hinein interpretieren, nur: Erklärung kann wohl nie überflüssig sein bei einem, der (wie vor drei Jahren in seiner Gmundner Stammgalerie 422) auch große Gemälde in stumpfen Grautönen ausstellt und dabei vom "Erklimmen der Leinwand" spricht.

"Licht, Wind, Nebel, Felsen oder Wald interessieren mich", erzählt der in Wien lebende Grazer (*1959), dessen äußeres Markenzeichen eine Art Turban geworden ist: "Aber ich möchte kein Impressionist sein, der versucht, die Landschaft malerisch darzustellen."

Ohne Skizze, ohne Vorbereitung, "wie im Malrausch" sei sein Biennale-Beitrag entstanden. In der Hinterhof-Idylle seines Ateliers mitten in Wien-Josefstadt. Dort, neben riesigen, fast einfärbigen Bildern in großen Hallen. Pures, reines Farbenspiel. Wobei er ja gelegentlich durchaus auch gegenständliche Alpenbilder nach Fotos malt.

Brandl studierte ab 1978 an der Wiener "Angewandten", begann seine Karriere als einer der "Neuen Wilden aus Österreich" neben Schmalix, Anzinger, Bohatsch oder Scheibl. Mit 21, 22 Jahren hatte er erste Ausstellungen. 1989 folgte die Biennale in Sao Paulo, 1992 die documenta. Brandl hat auch jene Phasen erlebt, in denen die Malerei immer wieder totgesagt wurde. "Das war mir egal." - sagt er und nach wie vor ist sein Hauptanliegen das klassische viereckige Ölbild.

Skulpturen pflegt er nur im kleineren Raum des Ateliers: Bergkristalle, Buddha-Statuen. Ein Jeff-Koons-Hündchen, ein Auto mit Raubtierfell, afrikanische Figuren. Alles auf Podesten.

Relativ günstig liegt Brandl im Preisvergleich mit deutschen oder amerikanischen Kollegen: "Das fällt mir auch auf. Aber ich beschäftige mich nicht damit, wie ich den Preis am besten in die Höhe treiben könnte. Ich arbeite eh' schon sehr viel."

Nach seinem vielbeachteten Venedig-Beitrag erledigt sich das möglicherweise wohl ohnehin von selbst...

OÖnachrichten vom 13.06.2007
 
   



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