Günter-Grass-Aquarelle in Böheimkirchen
Noch vor seinem literarischen Durchbruch hatte sich Grass, geboren 1927 in Danzig, in erster Linie bildnerisch betätigt. Nach einer Steinmetzlehre studierte er 1948 bis 1952 an der Düsseldorfer Kunstakademie Grafik und Bildhauerei, danach wechselte er an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo er drei Jahre lang Schüler des Bildhauers Karl Hartung war. 1959 erschien der erste Roman „Die Blechtrommel“, der Grass schriftstellerischen Erfolg einbrachte. Neben den großen Romanen erschienen immer wieder Gedichtbände, deren Verse von eigenen Zeichnungen und Aquarellen begleitet wurden. Grass sah diese „Bildbände“ als „das genaueste Instrument, mich neu kennen zu lernen und neu zu vermessen“.
Die in der Ausstellung gezeigten Aquarelle aus dem Zyklus „Fundsachen für Nichtleser“ entstanden 1997, wobei schon der Titel deutlich auf die wichtige, ergänzende Funktion des Malerischen verweist. Die durchwegs realistischen, flott aufs Blatt gesetzten Motive stehen in Bezug zum - sie auch oft überschreibenden oder darunter gestellten - Text. Grass nennt diese Kombination „Aquadichte“. Es sind „wortwörtliche Einfälle, die sich zur Schau stellen“ und zeigen, „was jenseits der Buchstaben ins Auge fällt“, wird Grass von der Sammlung Würth zitiert.
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