Kein sichtbares Zeichen | |
"Überall fragt man mich, warum wir kein deutlich sichtbares Zeichen
nach außen haben", stellt Museumsquartier-
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Wenn Museumsquartier-Chef Wolfgang
Waldner vor ausländischen Journalisten den neuen Wiener Kunstbezirk
vorstellt, der vom 28. bis 30. Juni mit einer dreitägigen Reihe von Festen
eröffnet wird, dann gibt es einen Moment, den er besonders liebt: die
Präsentation von Grundriss-Grafiken, auf denen weltweit bekannte
Kunstzentren wie das Tate Modern in London, das Pariser Centre Pompidou oder
das Paul-Getty-Center in Los Angeles und das Areal des Museumsquartiers
übereinandergelegt werden - und dabei ziemlich klein aussehen.
"Die ausländischen Kollegen sind dann sehr beeindruckt, dass so etwas
heute entstehen kann." Denn das Museumsquartier (MQ) ist das achtgrößte Kunst- und
Kulturzentrum der Welt, für das jährlich 1,1 Millionen Besucher erwartet
werden. Es wird zwei Milliarden Schilling kosten. 75 Prozent davon kommen
vom Bund, 25 Prozent von der Gemeinde Wien. Seit 1998 wird - nach
zahlreichen vorangegangenen Diskussionen, Planungen und Umplanungen - nun
gebaut. Noch Großbaustelle Obwohl seit drei Wochen die ersten Räume - die kleinere
Ausstellungshalle der Kunsthalle Wien und die beiden Veranstaltungshallen
in und unter der ehemaligen Winterreithalle - bereits bespielt werden, ist
das Museumsquartier derzeit noch eine Großbaustelle. In den letzten Tagen
haben sich die Bauarbeiten nun auf den Innenhof des neuen Museumsviertels
verlagert. Nach Aufstellung der Beleuchtungskörper und der Sitzbänke hat
man bereits einen ersten Eindruck vom endgültigen Aussehen des Areals. Auf
dem 18.000 Quadratmeter großen Vorplatz herrscht dagegen noch Chaos. Ungelöste Probleme Vor der endgültigen Fertigstellung gibt es aber noch ungelöste
Probleme: So wird z.B. der erhöhte Vorplatz vor dem Eingang des Museums Moderner
Kunst (Mumok) sowohl von den Lokalbetreibern der Kunsthalle als auch
vom Mumok beansprucht. In diesem Fall steht noch eine Einigung aus. Die
Gesamteröffnung der Kunsthalle am 11. Juni muss nun umgeplant werden,
nachdem Waldner keine Zustimmung zur Nutzung des Hofes durch
"pyromantische Serenaden" gegeben hat. Der Grund: Er will sich vor seiner
eigenen Eröffnungsparty nicht die Show stehlen lassen. Neues "Quartier 9" Währenddessen gehen die Planungen für die noch nicht endgültig
vergebenen Flächen weiter. So soll der Durchbruch zur Breite Gasse künftig
auch mit Kunst- und Architekturprojekten bespielt werden. Das "Quartier
21" hat "Zuwachs" bekommen: das so genannte "Quartier 9". "Das ist
vorläufig nur ein Arbeitstitel", präzisiert Waldner die von
Kunststaatssekretär Franz Morak kürzlich bei der Kulturreferententagung in
Linz vorgestellten Pläne. Damit wolle man dem Interesse der Bundesländer Rechnung tragen, die
wesentlich zur Finanzierung beitrügen. Da die Präsenz der Bundesländer
sowohl aus Platz- als auch aus Finanz-Gründen abgelehnt wurde, soll nun
ein eigener Q9-Kurator auf Vorschlag der Bundesländer und in Abstimmung
mit dem Q21-Beirat ein eigenes Programm erstellen. Vorgesehen für das
Projekt sind dafür rund 150 Quadratmeter, erklärt Waldner. MQ-Eröffnung am 29. Juni Am 29. Juni, wenn um 11.00 Uhr der Bundespräsident das Museumsquartier
festlich eröffnen wird, soll alles fertig sein. "Zeitlich ist alles im
Plan, auch der Vorplatz wird rechtzeitig fertig", beruhigt Waldner.
Während im Fischer-von-Erlach-Trakt noch hektisch gearbeitet wird,
herrscht im Inneren der beiden größten Baukörper bereits Ruhe. Denn der
Muschelkalkbau des Leopold-Museums und der graue Basalt-Kubus des Museums
Moderner Kunst sind im Wesentlichen fertig. In den nächsten Wochen wird
mit den Hängungen begonnen. Denn erst im September - lange nach der
allgemeinen Eröffnung - werden das "Mumok" am 15. und das Leopold-Museum
am 21. September ihre Pforten öffnen.
Waldner will Leseturm "Ich wünsche mir ein Signal, ein Zeichen, wenn Sie so wollen: Einen
Turm. Denn wir brauchen uns nicht zu verstecken. Das Museumsquartier
spielt in der obersten Liga der Welt", weist der sonst zufriedene Waldner
auf jenes Defizit hin, auf das er bei seinen Auslandsaufenthalten immer
wieder angesprochen wird. Es ist also zu erwarten, dass Waldner auch in
den Eröffnungstagen die Politiker wieder auf den zu Fall gebrachten
Leseturm hinweisen wird. Weh gegen Turm "Das letzte, was das Museumsquartier jetzt noch brauchen würde, ist ein
Leseturm. Das ist nur ein monumentales architektonisches Zeichen. Was wir
wirklich brauchen, ist das, was das Museumsquartier immer ausgezeichnet
hat: eigenverantwortliche Perlen", widerspricht Vitus H. Weh, Leiter des
"Kunst auf der Baustelle"-Projektes, "Kunst auf der Baustelle" Als letzte Aktivität von "Kunst auf der Baustelle" wird die Ausstellung
"Unsichtbare Architekturen" am 8. Juni im barocken Haupttrakt sowie in
einem von Studentinnen und Studenten des niederländischen Ateliers van
Lieshout gebauten Mini-Gebäude namens "Keks" eröffnet. Sie soll die
Geschichte der vielfältigen Aktivitäten auf dem Areal zeigen. "Damals war
das Museumsquartier lebendig, heute läuft es Gefahr, dass es in
kristalliner Härte erstarrt ", sagt Weh. Er hat daher vier kleine
Architekturwettbewerbe für weitere Gestaltungen im MQ initiiert, deren
Ergebnisse ebenfalls gezeigt werden. Plattform statt Leseturm? "Wir wollten kein Abschluss-Event unserer Aktionen, sondern den Ansatz
der kleinen, unsichtbaren architektonischen Eingriffe weiterführen,
überall dort, wo noch etwas aussteht. Und es steht noch viel aus" meint
Weh. Unter den Wettbewerbs-Siegern findet sich auch ein Vorschlag, der
eventuell als Ersatz für den Leseturm realisiert werden könnte. Die Gruppe "The Next Enterprise" schlägt für den Durchgang zur Breite
Gasse eine Aussichtsplattform vor, die einen Rundblick nicht nur über das
Museumsquartier, sondern über die ganze Stadt bieten würde. Der
Bezirksvorsteher sei davon ebenso begeistert wie Wolfgang Waldner.
Allerdings gebe es noch kein Geld dafür. "Da ist Waldner jetzt gefordert",
so Weh. Die weiteren Wettbewerbe betrafen u.a. die Kunstbuchhandlung
Prachner im alten Trakt, die Innengestaltung der Künstlerateliers - eines
davon wird Heimo Zobernig gestalten - sowie die Einrichtung des
Glacis-Beisls. Tipp: "Unsichtbare Architekturen. Systemerweiterung im MQ Areal", Ausstellung
im Museumsquartier, Halle H1 im barocker Haupttrakt und im "Keks" auf
Vorplatz oder Innenhof, Eröffnung: 8. Juni, 19.00 Uhr, geöffnet vom 9.
Juni - 29. Juli, 13.00 - 19.00 Uhr. | ||||||