Galerie Martin Janda. Dem mittlerweile abgeflauten
Hype um den Körper setzte die Deutsche Asta Gröting die
Beschäftigung mit der "inneren Stimme" entgegen. Lange verpackte sie ihr
Interesse in umständlichen Skulpturen. Deutlich wurde es erst vor einigen
Jahren, als sie anfing, kurze Videodialoge für Puppe und Bauchredner zu
schreiben. Im gezeigten Band läßt sie das kuriose Gespann in bester
Brechtscher Verfremdungsmanier über die Liebe räsonieren. Zusätzlich zu
der ihm eigenen Qualität eröffnet ein Video wie dieses auch erst den
Zugang zu Grötings postminimalistischen Skulpturen (I., Eschenbachgasse
11; bis 22. Juni).
Galerie Georg Kargl. Seit Jahren lotet der Italo-New Yorker
Rudolf Stingel in schillernden Arbeiten die Faszination der
Oberfläche aus. Bald legt er den Finger an die Malerei, bald reizt er die
Grenzen der Skulptur aus - und geht so weit in die Tiefe. Weil diese
Arbeiten immer auch Interventionen in vorgefundene Räume sind, legt
Stingel wie ein Analytiker Verschüttetes frei, gräbt Wissen aus, legt
Fährten.
Einmal mehr schafft er das mit ganz simplen, nun auch in
Wien gezeigten Rauminstallationen aus Celotex, einem Isoliermaterial mit
Aluminiumoberfläche. Der Sog, sich per Fingernagel, Bleistift oder sonst
einem scharfen Gegenstand in die verletzliche Oberfläche einzuschreiben,
läßt diese Arbeit im Prozeß der Ausstellung zum Seelenspiegel des
Kunstpublikums werden. Wie sehr die Grenze zur Zerstörung fließend ist,
bezeugt die Wiener Installation, wo die Folie an exponierten Stellen schon
in Fetzen weghängt. Armes Wien! (IV., Schleifmühlgasse 5; bis 22. Juni).
Kunsthalle Exnergasse. Stellen Sie sich vor, sie übersiedeln und
die Schachteln entpacken sich selbst. Per Videotrick läßt Ilse
Haider diesen Traum Realität werden - uns zwar noch im Vorzimmer zu
ihrer Hauptinstallation. Von dramatischer Filmmusik begleitet, gerinnt das
schier endlose Band zugleich auch zur amüsanten Werkschau der Künstlerin
in ihrem Atelier.
Auf einem davor aufgebauten Extramonitor läuft eine
ebenso nie endenwollende Danksagung. Sympathisch das alles - und im Grunde
auch weitaus überzeugender als die großen Arbeiten im Hauptraum, wo einmal
die Kamera tröstet, ein andermal ironische Aussagen zum Kunstbetrieb über
den Bildschirm flackern und zu guter Letzt klassische Rollenzuordnungen
auf den Kopf gestellt werden (IX., Währinger Straße 59; bis 15. Juni).
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