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05.06.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Martin Janda. Dem mittlerweile abgeflauten Hype um den Körper setzte die Deutsche Asta Gröting die Beschäftigung mit der "inneren Stimme" entgegen. Lange verpackte sie ihr Interesse in umständlichen Skulpturen. Deutlich wurde es erst vor einigen Jahren, als sie anfing, kurze Videodialoge für Puppe und Bauchredner zu schreiben. Im gezeigten Band läßt sie das kuriose Gespann in bester Brechtscher Verfremdungsmanier über die Liebe räsonieren. Zusätzlich zu der ihm eigenen Qualität eröffnet ein Video wie dieses auch erst den Zugang zu Grötings postminimalistischen Skulpturen (I., Eschenbachgasse 11; bis 22. Juni).

Galerie Georg Kargl. Seit Jahren lotet der Italo-New Yorker Rudolf Stingel in schillernden Arbeiten die Faszination der Oberfläche aus. Bald legt er den Finger an die Malerei, bald reizt er die Grenzen der Skulptur aus - und geht so weit in die Tiefe. Weil diese Arbeiten immer auch Interventionen in vorgefundene Räume sind, legt Stingel wie ein Analytiker Verschüttetes frei, gräbt Wissen aus, legt Fährten.

Einmal mehr schafft er das mit ganz simplen, nun auch in Wien gezeigten Rauminstallationen aus Celotex, einem Isoliermaterial mit Aluminiumoberfläche. Der Sog, sich per Fingernagel, Bleistift oder sonst einem scharfen Gegenstand in die verletzliche Oberfläche einzuschreiben, läßt diese Arbeit im Prozeß der Ausstellung zum Seelenspiegel des Kunstpublikums werden. Wie sehr die Grenze zur Zerstörung fließend ist, bezeugt die Wiener Installation, wo die Folie an exponierten Stellen schon in Fetzen weghängt. Armes Wien! (IV., Schleifmühlgasse 5; bis 22. Juni).
Kunsthalle Exnergasse. Stellen Sie sich vor, sie übersiedeln und die Schachteln entpacken sich selbst. Per Videotrick läßt Ilse Haider diesen Traum Realität werden - uns zwar noch im Vorzimmer zu ihrer Hauptinstallation. Von dramatischer Filmmusik begleitet, gerinnt das schier endlose Band zugleich auch zur amüsanten Werkschau der Künstlerin in ihrem Atelier.

Auf einem davor aufgebauten Extramonitor läuft eine ebenso nie endenwollende Danksagung. Sympathisch das alles - und im Grunde auch weitaus überzeugender als die großen Arbeiten im Hauptraum, wo einmal die Kamera tröstet, ein andermal ironische Aussagen zum Kunstbetrieb über den Bildschirm flackern und zu guter Letzt klassische Rollenzuordnungen auf den Kopf gestellt werden (IX., Währinger Straße 59; bis 15. Juni).



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