Hohe Ansprüche

"Die aktuelle Ausgabe von "EIKON" gibt dem Jubiläum entsprechend einen fotografischen Rückblick auf die letzten 10 Jahre."
Von Arnold Schnötzinger.


Keine konventionelle Foto-Zeitschrift, sondern eine Kunstzeitschrift für Fotografie im Kontext bildender Kunst und neuer Medien - das wollte die Zeitschrift EIKON von Beginn an sein. Sie ist eine österreichische Foto-Zeitschrift, die aber dennoch über die Landesgrenzen hinausblickt, eine Zeitschrift als Präsentations-Plattform und Service für Künstler.

Nr. 32, 2000 / ©Bild: EIKON
Nr. 32, 2000 / ©Bild: EIKON

Dennoch erhebt "EIKON" den Anspruch auf hohes Niveau theoretischer und interdisziplinärer Auseinandersetzung mit Fotografie und Medienkunst. Am Mittwochabend feiert die Kunst-Zeitschrift - etwas verspätet, denn die erste Ausgabe erschien im Dezember 1991 - ihr 10-jähriges Bestehen mit einem Fest in der Bösendorfer
Klavierfabrik in Wien-Wieden.

Unterstützung für Fotokunst

Bei der Gründung von "EIKON" ging es vor allem darum, das Medium Fotografie bei der Etablierung in Wissenschaft und Gesellschaft zu unterstützen. Denn die Fotografie sei noch zu Beginn der 90er Jahre völlig unterschätzt worden: "Damals gab es erst die ersten Vorlesungen zum Medium Fotografie. In dieser Zeit fanden die ersten interdisziplinären Auseinandersetzungen und die Wahrnehmung der Fotografie durch die bildende Kunst statt", erklärt "EIKON"-Gründer und mittlerweile Mitherausgeber Carl Aigner.

Zum richtigen Zeitpunkt

Nr. 34, 2002 / ©Bild: EIKON
Nr. 34, 2002 / ©Bild: EIKON

"EIKON" - das war die richtige Zeitschrift zum richtigen Zeitpunkt. Denn bei ihrer Gründung waren längst die Zeichen des digitalen Zeitalters sichtbar, das den Diskurs um Bildmedien und nicht zuletzt der Fotografie neue Impulse gegeben hat. Die theoretische Reflexion dieser Veränderungen und ihrer Auswirkungen auf gesellschaftliche Prozesse war stets ein Antrieb für die Autoren von "EIKON".

Theoretischer Ansatz

Zum theoretischen Ansatz der Zeitschrift meint Carl Aigner: "Er war stark semiotisch, semiologisch geprägt. Auf der anderen Seite würde ich fast sagen anthropologisch. Bei der Fotografie schien stets klar zu sein, was der Fall ist. Dass das aber überhaupt nicht so ist, dass zur Wahrnehmung Bewusstsein hinzukommen muss, ja dass Fotografie selbst Welt konstituiert, dass das Wahrnehmungsmaschinen zur Welt sind und dass sich unser Bewusstsein im 20. Jahrhundert maßgeblich durch die Fotografie gebildet hat, war damals unglaublich virulent."

Veränderung durch Digital-Medien

Die digitalen Bildmedien haben auch in der Fotografie einen Paradigmenwechsel gebracht. Dieser lasse sich vor allem durch die technischen Abläufe beschreiben: "War in den Anfangsjahren von EIKON der theoretische Diskurs vorherrschend, so hat sich die Zeitschrift in den letzten Jahren auch zusehends als Forum für Künstler etabliert, in dem fotografische Arbeiten präsentiert werden", so Carl Aigner.

Dabei hat "EIKON" auch wesentlich zum Werdegang einiger Fotografen beigetragen. So etwa von Walter Niedermayr, dem kürzlich auch eine Sondernummer gewidmet wurde.

150.000 Euro-Budget

Mit rund 150.000 Euro (zwei Millionen Schilling) Budget, davon kommen ca. 50 Prozent aus öffentlichen Mitteln, entstehen drei bis vier EIKON-Ausgaben pro Jahr. Die Auflage beträgt 1.500 Stück, davon entfallen rund 800 Exemplare für Abonnements.

Sonder-Ausgaben

Zusätzlich zu den regulären Ausgaben realisiert "EIKON" regelmäßig Sonderdrucke. Zum Teil sind das Ausstellungs-Kataloge: also Projekte, bei denen sich die Zeitschrift Partner sucht. Dieses Prinzip, das nicht nur den Eigenmittelanteil im Budget erhöhen soll, möchte "EIKON"-Chefredakteurin Andrea Domesle in Zukunft weiter forcieren: "Es geht nur mit Kooperationen. Früher gab es gerade in der Kunst das Einzelkämpfertum."

Übersiedlung ins "Quartier 21"

Im heurigen Sommer wird die "EIKON"-Redaktion von der Wiener Gumpendorferstrasse in das "Quartier 21" im Museumsquartier übersiedeln. Dieser Standort bringt nicht nur zusätzlichen Imagegewinn: "Wichtig sind dort die Bürogemeinschaften. In diesem Umfeld begegnet man ständig kreativen Menschen. Und daraus könnten sich noch mehr Projekte als bisher ergeben", meint Aigner.

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