Merk- und denkwürdige Skulpturen
standpunkt T horak muss weg! Straßenname weg! „Kopernikus“ weg! Hitlers Lieblingsbildhauer darf in Salzburg nichts verloren haben! Solche Forderungen werden alle paar Jahre laut. Je schärfer sie werden, desto trivialer sind sie.
Josef Thorak, 1889 in Salzburg geboren, hat im Auftrag Adolf Hitlers Skulpturen geschaffen, er wurde vom NS-Regime als „gottbegnadet“ und „unersetzlich“ beurteilt. Zwar hat er erst spät, 1942, um Parteimitgliedschaft angesucht, doch war er kein mutiger Aufbegehrer gegen Diktatur, Gewalt und Unrecht. Er war das, was viele waren: ein Mitläufer, der in der NS-Zeit seine berufliche Chancen, so gut es ging, genützt hat. Wer also Josef Thorak aus der Erinnerung tilgte, begänne zu verschweigen, dass auch viele Salzburger – aus Not oder Begeisterung – für Adolf Hitler und den Nationalsozialismus waren.
Ein Straßenname ist entbehrlich, weil viele dieser Ehrerbietung würdiger wären als Josef Thorak, etwa die Salzburgerin Agathe Baumann: geboren 1941, ermordet 1943 in Auschwitz, mit eineinhalb Jahren eines der jüngsten NS-Opfer.
Doch Josef Thoraks Skulpturen sollen bleiben. An ihnen sind wichtige Fragen beispielhaft zu bedenken: Kann Kunst Ausdruck politischer Ideologie sein? Ist jedes Bild, jedes Bauwerk, das Hitler gefallen hat, schlecht? Ist ein Mensch allein an seinen politischen Fehlern zu messen?
Aktionen, wie jene der Studierenden, sind daher goldrichtig. Doch in Salzburg wäre noch mehr nötig, vor allem ein Mahnmal für die Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz und ein Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus.