anmeldenabmelden

Ausstellung

Das Leben ist kein Ponyhof

von Lisa Marie Arnold   |  07. März 2011, 17:10

Putziges und Makabres im Essl Museum: "Festival der Tiere"

Klosterneuburg - Eichhörnchen sind Sammlernaturen. Deswegen setzte die Künstlerin Deborah Sengl in ihrem Porträt des Ehepaares Agnes und Karlheinz Essl Köpfe der Nager auf die menschlichen Körper. Die beiden nahmen es mit Humor und das Bild in ihre Sammlung auf.

Nun bildet Sengls Arbeit den Auftakt zur Ausstellung Festival der Tiere, die rund 60 Werke mit Tiermotiven kindgerecht tief präsentiert. Man bietet zwar keine Kunst zum Anfassen, sehr wohl aber zum Mitmachen: Der Besuchernachwuchs ist eingeladen, Nutztiere auf einer begrünten Augenweide aus nächster Nähe zu betrachten.

Um hingegen unnahbare und gefährliche Arten zu erspähen, ist er wie in der echten Flora und Fauna auf ein Fernglas angewiesen. Spinnen und anderes unheimliches Getier verbergen sich in einem dunklen Raum. Sehr mutige Jungentdecker gehen mit der Taschenlampe auf die Pirsch oder auf imaginäre Entdeckungsreise nach Australien.

Es ist allerdings fraglich, ob die Motive das junge Zielpublikum immer ansprechen. Das Werkspektrum reicht von abstrakt über expressionistisch bis ziemlich makaber. Realistische Abbildungen sucht man in der Moderne (fast) vergebens: So zeigt Daniel Richters überdimensionales Ölbild Halli Galli Polly im farbenfrohen Comicstil, wie wilde Hunde ein Pferd angreifen. Für ein Mädchen im Volksschulalter dürfte das alles andere als ein Festival sein.

Ähnlich verstörend wirkt Ronald Kodritschs weißer Tiger, der unter dem Motto Viva Las Vegas auf den Schultern seines kopflosen Dompteurs ruht. Paul McCarthys lebensgroße Skulptur des Mechanical Pig zappelt beim Herantreten auf einem Elektrogerät. Einen Ausgleich zum Skurrilen liefern Alois Mosbachers Atlas und die unaufgeregten Antilopen von Katrin Plavcak.

Um nicht nur aus Erwachsenensicht zu belehren, holten sich die Kuratoren Verstärkung aus der Zielgruppe: Wiener Schüler im Alter von sechs bis 14 Jahren verfassten Begleittexte zu den Bildern. Die Kurzgeschichten lassen einen überraschend zwanglosen Umgang mit der Kunst erkennen und beschäftigen sich auch mit den düsteren Motiven.

Kinder können also tatsächlich mehr verkraften als Streiche vom Pink Panther. (Lisa Marie Arnold, DER STANDARD - Printausgabe, 8. März 2011)

drucken
Fan von derStandard.at/Kultur auf Facebook werden
Kommentar posten
Posten Sie als Erste(r) Ihre Meinung

Die Kommentare von Usern und Userinnen geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen (siehe ausführliche Forenregeln), zu entfernen. Der/Die Benutzer/in kann diesfalls keine Ansprüche stellen. Weiters behält sich die derStandard.at GmbH vor, Schadenersatzansprüche geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.