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30.12.2005 - Kultur&Medien / Medien | ![]() |
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Der Zuckerbrot-und-Peitsche-Reflex | ![]() |
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VON ISABELLA WALLNÖFER | ![]() |
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"Krone"-Chef Dichand weiß, wie man die Politik in Zugzwang bringt. Und er nützt sein Talent. | ![]() |
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Wolfgang Schüssel reagierte reflexartig. Kaum hatte die
"Kronen Zeitung" die Peitsche ausgepackt und die "EU-Werbung mit
Porno-Plakaten" auf der Titelseite ihrer Mittwoch-Ausgabe kritisiert, ließ
der Bundeskanzler wissen, man werde die kritisierten Plakate nicht wie
geplant fördern und sie entfernen. Dafür gab's Zuckerbrot: "Kanzler stoppt
Porno-Plakate", pries die "Krone" auf ihrem Donnerstag-Titel. Der Kanzler
kann aufatmen - hat er doch schon vor seinem Amtsantritt mit Kampagnen à
la Dichand so seine Erfahrungen gemacht. Dichand hat (auch wenn er "nur" noch Herausgeber und
Hauptgeschäftsführer ist) nicht nur mediale Macht, er nützt sie auch
weidlich - manchmal scheinbar im Dienste der Allgemeinheit (die
Unterstützung des Anti-Temelín-Volksbegehrens richtete sich in Wahrheit
gegen Schüssel), manchmal ungeniert im eigenen Interesse (etwa, als er zum
Auftakt seines schwelenden Konflikts mit der WAZ-Gruppe titeln ließ:
"Häupl für Kronen Zeitung in österreichischer Hand!"). Stets rechnet der, der dem Volk aufs Maul schaut, damit,
dass das Volk die "Krone" nicht nur liest (2,9 Millionen Menschen
waren es 2004 täglich), sondern dass es auch deren Anregungen folgt. So
wie damals in Hainburg, wo sich das Kleinformat "bis an den Rand eines
Bürgerkrieges" ([*] Dichand) auf die Seite der Kraftwerks-Gegner schlug -
und gewann. Dass sich die "Krone" auf einen Pro-EU-Kurs eingeschworen
hatte, dürfte dem Beitritts-Ansinnen wohl auch nicht geschadet haben. Wer
in Dichands Gnaden steht, der darf sich seiten- und titelweise
Unterstützung erwarten - von Kurt Waldheim bis Innenminister Karl Schlögl
(als er in der Omofuma-Krise steckte). Wer nicht genehm ist, sollte sich warm anziehen. So riet
die "Krone" Caspar Einem gleich nach Amtsantritt zum Rücktritt, verhöhnte
LIF-Gründerin Heide Schmidt als "Schnattergans", ließ den "fuchtigen Bua"
Jörg Haider 2002 wie eine heiße Kartoffel fallen. Auch Franz Olah, Kurt
Falk und der Wiener Bürgermeister Felix Slavik standen auf seiner Liste.
Treffer - versenkt. Dichand und seine Mitstreiter sind erfolgsverwöhnt. Umso
mehr soll man überrascht gewesen sein, dass einer ins Kanzleramt einzog,
der nicht den Segen aus der Muthgasse hatte (Dichand präferierte SPÖ-ÖVP).
Wolf Martin reimte darob: "Es scheint der Schüssel, ohn' Genieren / nun
mit dem Haider zu poussieren!" Schüssel war unter anderem wegen der
ORF-Reform und der Abwahl von Dichands Wunsch-ORF-Kandidat Gerhard Weis
lange Zeit in Ungnade - letztlich war er dem Boulevard-König aber doch
lieber als der "Horror" einer möglichen Rot-Grün-Regierung. Dass sich der Medienzar mehr Einfluss auf dem
elektronischen Sektor erhoffte, hat schon Erhard Busek als ÖVP-Obmann zu
spüren bekommen - er hatte den Zeitungen das Privatradio verweigert. Dabei
reicht der lange Arm Dichands auch so bis auf den Küniglberg. Als es darum
ging, eine Dichand nicht genehme Doku über die "Kronen Zeitung"
auszustrahlen, machte der mächtige ORF einen Kniefall - und lehnte die
Ausstrahlung aus journalistischen Gründen ab. Für den Kulturkanal "Arte"
war sie gut genug . . . |
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