text breit  text schmal  
drucken 

derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
11. September 2005
20:19 MESZ
Von Thomas Trenkler  
Kunstunis: Viel Aufregung auf den Wegen zur Reform
Die aktuelle Lage an den Kunsthochschulen

Wien - Nicht nur dass die österreichischen Musik- und Kunsthochschulen vor einigen Jahren Universitäten wurden: Sie erhielten auch, wie alle anderen, die finanzielle wie organisatorische Autonomie. Was mancher Universität Probleme bereitet. Die Akademie der bildenden Künste in Wien wird etwa 2006 die gleiche Summe wie im Vorjahr erhalten; die kostenintensiven Mieten hingegen, die an die bundeseigene BIG zu entrichten sind, würden, so Rektor Stephan Schmidt-Wulffen, um rund fünf Prozent steigen.

Eine Hoffnung, mehr Geld zu bekommen, gibt es erst ab 2007: Die Kunstunis müssen künftig mit dem Wissenschaftsministerium die Dotierung ausverhandeln, die dem Studienangebot angemessen erscheint. Ihre Entwürfe für die so genannte Leistungsvereinbarung haben sie bis Ende April 2006 vorzulegen.

Die Implementierung der neuen Verwaltungsstrukturen war zwar mühsam. Allerorts klagten die Rektoren. Doch der Entwicklungsplan birgt auch Möglichkeiten für Veränderungen. Etliche Kunstunis nahmen den Anlass als Gelegenheit wahr, um sich neu zu positionieren. Die Angewandte zum Beispiel gab unlängst eine Malereiklasse auf - und intensiviert das Angebot im Bereich Design. Rektor Gerald Bast brachte die zum Teil radikalen Vorhaben in beiden Gremien, im Universitätsrat und im Senat, einstimmig durch.

Stephan Schmidt-Wulffen hingegen brachte einen Gutteil der Professoren gegen sich auf: Im Juni nahm der Universitätssenat der Akademie einen Antrag auf Abberufung mit 13 zu sechs Stimmen an. Der Rektor sprach von einem Zusammenprallen der Kräfte der Beharrung mit jenen der Reform: Im Senat säßen die "Lebenslangen" (Professoren), er aber wisse die "Jungen" hinter sich. Und er genießt auch das Vertrauen des extern besetzten Uni-Rats, der die Reformpläne einstimmig angenommen hatte - und die Abberufung ablehnte.

Ein ähnlicher Machtkampf scheint sich nun am Mozarteum in Salzburg zu wiederholen: Ein Tagesordnungspunkt der Universitätsratssitzung am Montag ist die Ablöse von Rektor Roland Haas. Seit Wochen kursiert unter den Professoren eine Unterschriftenliste, in der die Abberufung gefordert wird, da das Vertrauensverhältnis zerrüttet sei.

Schon 2003 wollten Professoren im Gründungskonvent die Wiederwahl von Haas verhindern. Hintergrund sind nicht zuletzt persönliche Differenzen: Haas habe sich mit seinem Kurs, Privilegien unter der Professorenschaft abzuschaffen, Feinde gemacht.

Ob der Uni-Rat - wie jener der Akademie - hinter dem Rektor steht, ist nicht klar. Aber er stimmte im August einstimmig dem Entwicklungsplan zu. Die Hochschule soll in allen gewachsenen Abteilungen erhalten bleiben. Vorgesehen sind neue Studios für Alte Musik, Neue Musik sowie Hochbegabungsförderung und in der Abteilung Musiktheater ein Institut für Mozartopern-Interpretation.

"Heikle Situation"

Cyriak Schwaighofer, Kultursprecher der Salzburger Grünen, reagierte entrüstet: Den Rektor in "einer Nacht-und-Nebel-Aktion - an zuständigen demokratisch legitimierten Gremien wie dem Senat vorbei - absägen zu wollen", sei "völlig unverantwortlich". Die Position des Mozarteums werde in einer ohnedies heiklen Situation geschwächt.

Und diese hängt nicht nur mit dem seit Jahren provisorischen Betrieb zusammen (ein Gebäude des Mozarteums hatte wegen Asbestverseuchung geschlossen und abgetragen werden müssen): In Innsbruck intensivierte man wieder die Bestrebungen, eine eigene Kunstuniversität zu erhalten.

Gegenwärtig gibt es in Innsbruck nur eine Expositur des Mozarteums für Musikpädagogik (als reguläres Diplomstudium). Der neue Plan sieht vor, zumindest eine Kunstfakultät an der Universität zu gründen - unter Einverleibung der Mozarteum-Expositur. Gerald Bast, Rektor des Angewandten, kann dem nichts abgewinnen: Zudem müsse zuerst klar sein, wie eine solche Kunstfakultät finanziert werde - angesichts der ohnedies nicht üppigen Budgets für alle Kunstunis.

Aber auch sonst wird es nicht langweilig werden: Die Kunstuniversität Graz und die Musikuniversität Wien haben noch keine Entwicklungspläne vorgelegt. Und an der Akademie stehen Neubestellungen an. Am Freitag fielen die ersten Entscheidungen: Elke Krystufek wird Professorin für die Klasse "Kontextuelle Malerei". Erwin Bohatsch übernimmt die Klasse "Abstraktion". Heimo Zobernig wird weitere sechs Jahre "Textuelle Bildhauerei" vermitteln. (DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.09.2005)


© 2005 derStandard.at - Alle Rechte vorbehalten.
Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet.