Salzburger Nachrichten am 07. August 2003 - Bereich: kultur
Kunst im Spiegel der Kunst

Ropac-Ausstellung "Skulptur 03" in der Max Gandolph Bibliothek

SALZBURG (SN).

Thaddaeus Ropac verzichtet in diesem Jahr bei der Festspielausstellung in der Max Gandolph Bibliothek auf einen thematischen Schwerpunkt. Er zeigt im Bereich der Plastik, was er in seinem internationalen Programm zu bieten hat. Die Beschränkung auf Skulpturen im weitesten Sinn bietet am gewohnten Ort ohne Stellwände eine neue Raumerfahrung. Vom experimentellen Video bis zur traditionellen Bronze kann der Besucher in der wohl schönsten Raumfolge der diesjährigen Ausstellungsszene einen spannenden Dialog mit der historischen Architektur erleben. In den kommenden Jahren, so Ropac, soll an diesem Ort weiterhin Skulptur im Mittelpunkt stehen.

Auffallend an der aktuellen Schau ist der Rekurs einiger Künstler auf schon klassisch gewordene Positionen. Tom Sachs zitiert Warhols Brillo Boxes, Sarah Lucas greift mit einem Trolley der Royal Mail ironisch auf die Pop Art zurück, und Silvie Fleury verspiegelt werbewirksam Mode-Ikonen. Tim Noble/Sue Webster gewinnen der Arte-Povera-Idee bizarrerotische Schatten ab. "Take me where you want" titelt Lori Hersberger unbeirrt in Neon-Leuchtschrift.

Manfred Erjautz kippt die Erotik von Schaufensterpuppen, die mit Logos übersät sind, in ein Szenario, das den Körper als fetischhafte Ware stilisiert. Die figurale Fraktion vertreten weiters Judy Fox, die mit ihrem artifiziellen Realismus differenzierte Gegenbilder zur idealisierenden Verklärung entwirft, und Rona Pondick. Aus Tierkörper und menschlichem Kopf (als Selbstporträt) formt sie eine kafkaeske Irritation. Antony Gormleys Körperräume aus Stäben und Kugeln laden den Betrachter ein, die statische Konstellation zu bewegen und ins Rollen zu bringen.

Klassisch und in Bronze agieren Mimmo Paladino und Donald Baechler, während Stephan Balkenhol, im Vergleich mit einer modellierten "Eva", seine Qualitäten als Holzbildhauer unter Beweis stellt. Der ebenso monumentale wie ausdrucksstarke Figurenreigen mit sechs Stehenden ist eine eindrucksvolle Studie zur Frage "Was fange ich beim Stehen mit den Händen an?".

Während Liza Lou die Natur verziert, treibt Not Vital die handwerkliche Präzision auf die Spitze. Tony Cragg hingegen bringt die Perfektion zum Rotieren. Dem Minimalismus von Gerwald Rockenschaub und Vincent Szarek hält Björn Dahlems Videoinstallation subversive parawissenschaftliche Szenen über die "Enden der Parabel" entgegen. (Bis 30. August)

WOLFGANG RICHTER