01.05.2002 20:33:00 MEZ
Eine Künstlerliste mit 118 Positionen
Okwui Enwezor gab bekannt, wen er zur "documenta" geladen hat. Darunter Lisl Ponger.

Kassel - Das Warten hat ein Ende: Okwui Enwezor hat gesprochen, hat die Künstlerliste der documenta 11 vorgelegt. Ohne allerdings näher auf die Ausstellungskonzeption einzugehen, die diese 118 Positionen einen soll. Nur so viel: 79 Arbeiten werden speziell für die Großkunstschau gefertigt, und zum Rahmenprogramm, das ausschließlich durch die geladenen Künstler bestritten wird, gehört, dass einige während der Schau in Kassel arbeiten werden.

Der Prozess der documenta 11-Werdung, der mit der Wiener Plattform begann, wird demnach, einschließlich weiterer Symposien, auch am Eröffnungstag (8. Juni) nicht abgeschlossen sein. Es dominiert Vielfalt, es dominieren quer durch Generationen und Medien starke "individuelle" Positionen: Unter den Legenden die 1911 geborene Louise Bourgeois, Frédéric Bruly Bouabré, der große Zeichner aus Abidjan (Elfenbeinküste), Constant, der 1998 verstorbene Dieter Roth, Sozialrealist Leon Golub, der Experimentalfilmvater Jonas Mekas, Konzeptvordenker On Kawara, die fotografierenden Bildhauer Bernd und Hilla Becher.

Dazu von den bekannteren Namen: Hanne Darboven, Isa Genzgen, William Kentridge, Raymond Pettibon, Stan Douglas, Jeff Wall, Luc Tuymans, Ryuji Miyamoto, Bodys Isek Kingelez, der Städtebauvisionär aus dem Kongo. Stark im Ausstellungsbetrieb der jüngsten Zeit vertreten waren: Fareed Armaly, Kendell Geers, Dominique Gonzales Foerster, Mona Hatoum, Pierre Hyghe, Steve McQueen, Juan Munjoz, Shirin Neshat, Gabriel Orozco, Adrian Piper, Fiona Tan.

Und Österreichs Beiträger: Das Wiener Architekturbüro Kühn Malvezzi hat die ehemalige Brauerei Binding ausstellungstauglich adaptiert, Heimo Zobernig hat mit seinen Studenten die Lounge zur Wiener Plattform gestaltet, der "Typosoph" Ecke Bonk arbeitet von Anfang an am "Auftritt" der documenta 11 mit. In die Kasseler "Plattform 5" einsteigen werden noch: die Fotografin und Filmemacherin Lisl Ponger (Fremdes Wien) und Renée Green, seit 1997 Professorin an der Akademie der bildenden Künste.

Okwui Enwezor und sein Team, die sich bis zuletzt geweigert haben, die traditionellen Spekulationen um die Teilnehmerliste mit Andeutungen zu nähren, haben eine Auswahl vorgelegt, die Vorurteile, Befürchtungen und Erwartungen weder bestätigen noch widerlegen. Die Wahl selbst lässt noch keinerlei Rückschlüsse auf das zu, was in Kassel zu erwarten sein wird. Zeit aber wird der Besucher brauchen: Okwui Enwezor verspricht einen "dichten und anspruchsvollen" Parcours. Und aller Voraussicht nach wird auch der Katalog schwer wiegen.
(APA/ mm/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. 5. 2002)


Quelle: © derStandard.at