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derStandard.at | Kultur | Kultur & Politik | Bundesmuseen 
19. Dezember 2007
18:26 MEZ
Link: museumsreform.at  
Wohlfühlen im Gegeneinander
Der Dialog um die Reform der Bundesmuseen begann mit einem Positionskampf

Wien - Nun also hat er definitiv begonnen, der vom Kulturministerium initiierte Dialog über die Zukunft der Bundesmuseen, der im kommenden Sommer mit konkreten Reformvorschlägen abgeschlossen sein soll: mit einem Auftaktgespräch aller Beteiligten.

Schon vorab steckten die sieben Direktoren zusammen mit Johanna Rachinger (Nationalbibliothek) unter der Federführung von Wilfried Seipel, dem Chef des Kunsthistorischen Museums (KHM), in einer Aussendung ihre Position ab. Sie reagierten damit auf das Grundsatzpapier der "AG Bundesmuseen", das von Sektionsleiter Michael Franz und den drei Moderatoren Sabine Breitwieser, Dieter Bogner und Martin Fritz im Herbst erarbeitet worden war.

Auf die von ihnen mehrfach formulierte Forderung nach "klaren Spielregeln", "klaren Profilen", "klaren Verhältnissen", nach "inhaltlichen und strukturellen Rahmenbedingungen" sowie auf die geharnischte Kritik an den Direktoren, die sich "in einem Gegeneinander wohler fühlen" würden "als in einem konstruktiven Dialog", gingen Seipel und Co aber nicht ein:

Sie würden begrüßen, dass das Ministerium den Erfolg der Vollrechtsfähigkeit der Museen anerkenne und deren Autonomie weiterentwickeln und verbessern wolle. Durchaus positiv nehme man die Absage an jegliche Art der Zentralisierung auf. Man erwarte sich "eine unmittelbare Verbesserung der bedrohlichen finanziellen Ausstattung". Eine substanzielle Korrektur der Basisabgeltung sei zur Erfüllung der komplexen Museumsaufgaben nötig.

Auch das dreistündige Auftaktgespräch am Dienstag diente dazu, Position zu beziehen. Martin Fritz: "Noch legen nicht alle ihre Karten auf den Tisch, noch versuchen alle, möglichst viel über das Blatt der Gegner zu erfahren."

Das Moderatorenteam legte zu Beginn eine umfangreiche Liste an "Forderungen, Fragen, Anregungen, Themen" vor, die es aus den Beantwortungen des an die Direktionen ausgeteilten Fragenkatalogs von Kulturministerin Claudia Schmied sowie aus Äußerungen der Museumsleiter in Medien zusammengestellt hat. Sie reicht von der Gründung einer Nationalstiftung über eine gemeinsame Kunstdatenbank und die Fusion der Albertina mit dem KHM bis zur Errichtung eines Mumok 21 und der Einrichtung einer Direktorenkonferenz.

Sektionschef Michael Franz geht es zudem um die Neudefinition der Rolle des Ministeriums, das gegenwärtig nur Kontrollfunktion hat.

All diese Themen sollen in drei Arbeitskreisen unter Hinzuziehung ausländischer Experten detailliert besprochen werden: Am 14. Jänner geht es (mit dem Dresdner Museumsleiter Martin Roth sowie Experten aus dem französischen Kulturministerium und aus dem Belgrader Kunstmuseum) um "Staatliche Museumspolitik zwischen Autonomie und Zentralismus", am 28. Jänner um "Sammlungs- und Programmpolitik" und am 18. Februar um "Governance und Strukturfragen".

Danach werde die "ergebnisoffene" Diskussion - an der sich ab Jänner jeder via museumsreform.at beteiligen kann - vertieft. "Wir sind die Einzigen, die nicht Partei sind", betonte Fritz, "aber der Aufgabe des Kommentierens und Bewertens werden wir uns nicht entziehen." Das wurde mit dem Grundsatzpapier bewiesen. (trenk, APA /DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.12.2007)


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