Kultur

Fantasy und Fantasten

16.10.2007 | SN
Im Kunstforum Bank Austria zeigt die Ausstellung "Der Kuss der Sphinx - Symbolismus in Belgien" Künstler auf der Suche nach der "anderen" Wirklichkeit.

ERNST P. STROBL Wien (SN). Das schlafende kleine Mädchen im weißen Hemd ist umrahmt von Blumen, das Bild trägt den passenden Titel "Duft". Auch seinen eigenen Vater hat Léon Frédéric meisterlich porträtiert, als er gerade den Duft von Blumen in sich aufnimmt. Es geht aber nicht um eine Gartenausstellung, sondern um Symbolismus in Belgien. Das Kunstforum Bank Austria zeigt bis 3. Februar eine Spielart der Kunst, die enormen Einfluss ausübte. So waren beispielsweise die Wiener Jugendstilkünstler sehr beeindruckt, und sogar die Fantasykünstler und Airbrush-Artisten unserer Tage lassen ihrer Fantasie in Hinwendung auf die belgischen Vorbilder freien Lauf.

Das kann Esoteriker erfreuen, die Ausstellung mit 150 Arbeiten ist voller offener Fragen, Allegorien und Symbolismen. Was fehlt, soll auch erwähnt werden: Obwohl der Ausstellungstitel mit dem "Kuss der Sphinx" lockt, ist das symbolistische Hauptwerk "Liebkosungen" von Fernand Khnopff nicht zu finden, es war schon einmal in Wien. Auch das Doppelbild "Secret-Reflets" von Khnopff hat Brügge nicht verlassen. Zum Thema "Brügge - Die tote Stadt" ist dafür nicht nur der folgenreiche Roman von Georges Rodenbach zu sehen, dessen Titelblatt und Illustrationen Khnopff geschaffen hat, auch das "Portal" des menschenleeren gotischen Brügge ist zu sehen. Gänzlich ohne Menschen kommen auch viele der Landschaften aus, wie sie etwa William Degouve de Nuncques nahezu mystisch ausleuchtete. Und wenn schon Figuren ins Bild kamen, dann waren es eher Nymphen als Menschen.

Kuratorin Evelyn Benesch füllte die Räume des Kunstforums üppig. Nicht alles ist auf höchstem Niveau, sogar bei Léon Frédéric sehen die Kinder auf der Zeichnung "Mutterschaft" eher misslungen aus. Nicht umsonst steht Fernand Khnopff im Zentrum der Schau, dieser malt mit der Perfektion der frühen Niederländer. Michel Draguet, der Direktor des "koproduzierenden" Königlich-Belgischen Kunstmuseums in Brüssel, erwähnte bei der Presseführung am Montag ebenfalls nicht umsonst Gustav Klimt, den einiges mit Khnopff verband. Schon der Lehrer von Khnopff, Xavier Mellery, verwendete etwa bei seinem Bild "Stundenkreis" Gold als Bildhintergrund, um den Reigen der Figuren ins Unwirkliche zu transponieren.

Verständlich ist, dass der Opernkomponist Richard Wagner und sein mythologisch aufgeladenes Werk die Symbolisten faszinierten. Henry de Groux malte einen wilden "Walkürenritt", "Siegfrieds Tod" fällt dramatisch aus. Auch ein Wagner-Porträt stammt von ihm. Géo Verbank nannte eine Marmor-Bronze-Büste "Brünnhilde".

Inspiration aus Musikund Literatur Besonders die symbolistisch-hintergründige Literatur nahm natürlich Einfluss auf die bildende Kunst, Maurice Maeterlinck ist ein Beispiel dafür. In seinem Banne illustrierte George Minne und schuf Skulpturen. Beeindruckend ist eine Bronze "Mutter, ihr totes Kind beweinend". Auch die "Sieben Frauen in Schwarz" von Léon Spillaert passen dazu.

Das symbolistische Kunsthandwerk ist etwa durch reich geschmückte und umrankte Vasen aus Elfenbein vertreten, sozusagen gut, dass der belgische König Leopold II. wenig Hemmungen hatte, Afrika zu plündern.

Die christliche Symbolik ist mehrfach präsent, von einem großäugigen "Christus" von Odilon Redon über eine merkwürdige "Heilige Dreifaltigkeit" von Léon Frédéric bis zu Khnopffs "Versuchung des hl. Antonius". Auf der anderen Seite sind "Die Satanisten" von Félicien Rops anzusiedeln. Auch Frédéric stellte "Das Schöne und das Hässliche folgen den Konventionen" im Bild "Atelierinterieur" in ein Zwischenreich. Vielleicht ist Khnopffs Frauenbild "Schumanns Werken zuhörend" wirklich das schönste Exemplar für den Symbolismus. Man kann sich die Musik vorstellen, der die Frau andächtig lauscht, ohne dass man den Musiker sieht.Information: www.ba-ca-kunstforum.at

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