Feldkirch (VN-cd) Im 20. Jahrhundert haben es einige
Künstlerinnen geschafft, sich vom Objekt-Dasein zu befreien. Die
Feldkircher Künstlerin und Kunstpädagogin Gerda Haas hat sich mit
ihnen beschäftigt und will die Mädchen stärker fördern.
VN: Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass die Benachteiligung von
Frauen im Kunst- oder Lehrbetrieb immer noch spürbar ist?
Gerda Haas: In meiner Diplomarbeit beschäftige ich mich
einerseits mit der Selbstdarstellung von Künstlerinnen im 20.
Jahrhundert, mit
der Befreiung aus dem Objekt-Dasein. Im kunstpädagogischen Teil
geht es dann um Fehler, die immer noch gemacht werden.
VN: Was fiel Ihnen da
konkret auf?
Gerda Haas: Dass beim Behandeln eines Themas etwa nur Beispiele
von Künstlern gebracht werden, obwohl sich Arbeiten von
Künstlerinnen anbieten würden.
VN: Sind Sie gegen die
Koedukation?
Gerda Haas: Nein. Es ist aber auch im Kunstunterricht oft so,
dass Burschen viel mehr Aufmerksamkeit fordern, während die Mädchen
brav arbeiten. Ich habe mir vorgenommen, Mädchen speziell
anzusprechen. Die Trennung von Burschen und Mädchen gibt nur in
einigen Fächern Sinn.
VN: Inwiefern sind Frauen im Kunstbetrieb besonders
benachteiligt?
Gerda Haas: Es ist für Ausstellungsmacher chic geworden, Arbeiten
von Künstlerinnen auszustellen, es studieren auch sehr viele Frauen.
Wenn es um Posten geht, ist der Frauenanteil vor allem in den oberen
Etagen aber extrem gering. Da muss sich etwas ändern.
VN: Mit welchen Strategien?
Gerda Haas: Förderung der Mädchen und Ausbildung. Mir geht es
nicht um den viel zitierten Geschlechterkampf. Tatsache ist aber,
dass es für Frauen schwer ist, sich ein Bild von sich zu machen,
sich von den Erwartungsbildern der Gesellschaft zu befreien.