|
|
Neues Volksblatt - Kultur |
„Was wünschen Sie sich von Ihrer
Nachfolgerin?“Gespräch mit Lentos-Direktor Peter
Baum - - „Klassische Museumsaufgabe nicht
in Frage stellen“ - - Offenbar durch eine
gezielte Indiskretion wurde gestern die Erstgereihte in der
11er-Kandidatenliste für die Nachfolge von Peter Baum als
Direktor des Linzer Kunstmu-seums Lentos bekannt. Es handelt
sich um die freie Wiener Kuratorin und Kunstkritikerin Stella
Rollig, die als Österreichische Bundeskuratorin 1994 das
„Depot. Kunst und Diskussion“ im Wiener Museumsquartier
begründet hat. In Linz ist sie bereits seit einiger Zeit
einerseits als Lehrbeauftragte an der Kunstuniversität,
anderseits als Gastkuratorin am O.K Centrum für
Gegenwartskunst engagiert: ab 4. Dezember für die Ausstellung
„Belongings“ der palästinensischen Künstlerin Emily Jacir, die
sie wohl schon als neue Direktorineröffnen
wird. - Wir haben mit Lentos-Chef Peter Baum darüber
gesprochen, was er sich von einer künftigen Nachfolgerin
wünscht. - VOLKSBLATT: Herr Direktor Baum, in der
Kommission zur Bestellung ihrer Nachfolge hat sich jene
Strömung durchgesetzt, die stark auf Neue Medien und
Vernetzung — etwa mit dem AEC — setzt und nicht auf einen
klassischen Museumsdirektor. Was halten Sie
davon? - BAUM: Ich denke, die elektronischen Medien
sind in Linz durch Einrichtungen wie das AEC ziemlich gut
abgedeckt. Die klassischen Kunstmuseums-Aufgaben sollten
jedenfalls nicht in Frage gestellt werden. Dazu gehört vor
allem auch die Erweiterung der Sammlung. Ankäufe sind nicht
zuletzt für die Imagebildung einer Stadt, eines Hauses,
wichtig. Das zur Verfügung stehende Geld ist am besten für
Ankäufe eingesetzt, sonst entsteht leicht eine Kopflastigkeit
zu Gunsten der Betriebskosten. Positiver Neben-effekt kann
außerdem die Wertsteigerung sein: Unsere „Marylin“ von Andy
Warhol zum Beispiel, die ich seinerzeit um 17.000 Schilling
erwarb, ist heute gut eine halbe Million Schilling
wert. - Sehen Sie in der Bestellung Ihrer
Nachfolgerin nur mehr auf fünf Jahre (mit der Op-tion auf
weitere fünf) einen Vor- oder Nachteil? - Das
„Intendantenprinzip“ in Kunstmuseen kann, muss aber nicht dazu
führen, dass die Sammlungstätigkeit zu Gunsten des
Ausstellungs-betriebs und einer damit zusammenhängenden
„Quotenjagd“ vernachlässigt wird. - Wie sollte das
Lentos generell weiter bespielt werden? - Die
Mischung macht's. Ein rein avantgardistisches Pro-gramm würde
vor leeren Rängen ablaufen. Wie im Theater sollten „Klassiker“
mit zeitgenössischer Kunst konfrontiert werden. Aber das ist
heute kein Geheimnis mehr. - - |
|
|
Zurück |
|
|
(c) 2000 Österreichische
Zeitungs-, Verlags und Vertriebsgesellschaft
m.b.H. Hafenstraße 1-3, 4010 Linz, Telefon (0732) 7606-782,
E-Mail: volksblatt@volksblatt.at
Firmenbuchnr.: 80162k; Handelsgericht Linz; UID: ATU
23107607 | | |
|