Schöpfer gigantischer Skulpturen

Die spanische Kulturministerin Pilar del Castillo bezeichnete Eduardo Chillida als "einen der bedeutendsten plastischen Künstler des 20. Jahrhunderts".


Spanien trauert um einen bedeutenden Künstler - der international bekannte Bildhauer Eduardo Chillida ist am Montagmorgen im Alter von 78 Jahren in seiner Heimatstadt San Sebastian an einer geheimnisvollen Hirnkrankheit gestorben, wie seine Frau mitteilte. König Juan Carlos und Königin Sofia betonten in einem Beileidstelegramm: "Chillida hat eine Epoche der zeitgenössischen Kunst geprägt. Sein Werk erfüllt alle Spanier mit Stolz."

Eduardo Chillida, 1998 / ©Bild: APA
Eduardo Chillida, 1998 / ©Bild: APA

Sein Tod sei ein "irreparabler Verlust". Die Küstenstadt San Sebastian, seine Geburtsstadt, ließ als Zeichen der Trauer die Flaggen auf Halbmast ziehen.

Beginn mit Fussball-Karriere

Der Künstler Eduardo Chillida wurde 1924 in San Sebastian geboren und widmete sich schon früh dem Fußballspiel. Mit 20 Jahren musste der Startorhüter der baskischen Verein Real Sociedad auf grund einer Knieverletzung seine heiß erträumte Karriere als Torhüter aufgeben und begann in Madrid Architektur zu studieren. 1947 brach er das Architekturstudium ab und studierte ein Jahr an der Kunstakademie Circulo de Bellas Artes in Madrid. Erste Plastiken entstehen.

Begegnung mit Paris

1948 zog er in die französische Hauptstadt und setzt seine bildhauerische Arbeit fort. Das zentrale Thema, das seine Zeitgenossen im Paris der Nachkriegszeit beschäftigte, war die von Bauhaus und De Stijl bereits vor dem Zweiten Weltkrieg begonnene Diskussion über das Verhältnis und letztlich über die Einheit der Künste. Künstler und Architekten wie Le Corbusier, Jose Luis Sert, Jean Arp und Isamu Noguchi setzten sich gemeinsam mit Chillida mit dieser Frage auseinander.

Streben nach Gesamtkunstwerk

Von seinem intensiven Streben, Malerei, Bildhauerei, Architektur, Musik und Literatur in Theorie und Form zu verbinden, zeugten Arbeiten, die traditionelle Kategorien und Grenzen überschreiten. In dieser Pariser Zeit wurde das Material selbst zum Ausgangspunkt für Chillidas konzeptuelle Überlegungen und metaphysische Themen.

Rückkehr nach Spanien

1951 kehrte er mit seiner Frau Pilar Belzunce nach San Sebastian zurück. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er nicht mehr mit Gips. Das Material, das seinem Studium der antiken, gegenständlichen Werke im Louvre angemessen war, wurde nun durch Eisen, später durch Holz und Stahl ersetzt.

Diese für das Baskenland traditionellen Materialien aus Industrie und Architektur verwiesen gleichzeitig auf die Landschaft und das "schwarze Licht" der Region. Erste Erfolge stellten sich gegen Ende der 50er Jahre ein. 1958 erhielt er in Venedig den Großen Internationalen Preis für Skulptur.

Holz, Stahl und Alabaster

Zur gleichen Zeit entstanden damals mit der Serie "Abesti gogora I" erste Arbeiten in Holz. Auch erste Stahlskulpturen, wie "Rumor de limites IV" wurden geschaffen.

In den 70er Jahren entstanden Arbeiten aus gebranntem Ton, die an die Form baskischer Häuser in ländlichen Gegenden erinnern. Bei der Verwirklichung seiner aus dem Material "entstehenden" Formen schuf Chillida Werke, die von seiner intensiven Auseinandersetzung mit Dichte, Maßstab, Rhythmus und Grenzen zeugen. Ein weiteres, von ihm verwendetes Material, war Alabaster.

Studien zu Piero della Francesca

Mehrere Jahre nach seinen Aufenthalten in Griechenland, Italien und der Provence und nach seinen Studien über Medardo Rosso und Piero della Francesca wollte Chillida jene Lichtqualität erreichen, die ihn während seiner Studien im Louvre so beeindruckt hatte.

Er wählte Alabaster, um sich dem weißen Licht Griechenlands und der partiellen Durchsichtigkeit in Rossos Wachsporträts zu nähern. Denn Alabaster leuchtet von innen heraus, er erscheint illuminiert, aber dennoch verschleiert. Im Gegensatz zum ersten Eindruck lässt sich vielleicht auch eine Nähe zum düster-nebligen Glanz des Lichts in Chillidas Heimat nicht verbergen.

Internationale Erfolge

In Spanien erfuhr Chillida lange nicht jene angemessene Wertschätzung, die er verdient hätte. In Deutschland, zu dessen Poesie und Mystik er sich sehr hingezogen fühlte, schuf er mehrere große Werke. Eines der letzten war die 90 Tonnen schwere Skulputur "Berlin" vor dem Kanzleramt. Es sind Stäbe, deren händeähnliche Ausläufer ineinander übergehen und so die Wiedervereinigung symbolisieren.

Zu seinem 75. Geburtstag erhielt der Vater von acht Kindern seine letzte große Ehrung. Im Königin-Sofia-Museum in Madrid, im Guggenheim-Museum in Bilbao wurde ihm eine große Retrospektive gewidmet.

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