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02.10.2003 - Kultur&Medien / Ausstellung
GALERIE & EDITION ARTELIER: SCHRILL - GALERIE BLEICH ROSSI: HARTE ZEITEN

Partnerlook: Kahle, stark geschminkte Köpfe, schrille Kostüme und Stöckelschuhe. Eva & Adele - schillernde Geschöpfe von einem anderen Stern? Oder Blickfang auf Biennalen, Vernissagen und Messen, androgyne Kunstobjekte aus Fleisch und Blut - und aus Berlin? Manchmal meint man, beides stimmt. Wobei Eva, in Wirklichkeit der Mann im Team, freilich auch Adam heißen könnte. Oft lässt der spektakuläre Auftritt des mittlerweile zum Markenzeichen vieler Kunstevents avancierten Pärchens vergessen, dass hier Themen wie Identität und Rollenverhalten ebenso hinterfragt werden wie die Spielregeln des Kunstbetriebs selbst. Letztere kehren die beiden humorvoll um: "Where ever we are is museum!", lautet ihre Devise. Dass damit nicht nur eine Spaßgemeinde bedient, sondern auch die Künstlichkeit der Medienwelt kritisiert werden soll, gehört mit zur Vermarktungsstrategie. Eva & Adele haben nun auch in Graz ihre Spuren hinterlassen: Einst Taubenbrunnen am Schlossbergplatz, nun rosa Bretterummantelung. "Watermusic", so der Titel der Videoinstallation, die das Duo beim lustigen Planschen zeigt. Parallel dazu die Ausstellung "Logo" in der Galerie & Edition Artelier. Herzförmig ist dieses und aus den Köpfen der beiden Künstler geformt. Auf rosa Tapete gedruckt füllt es den Galerieraum zur Gänze aus - und um 800 Euro auch das eigene Heim. Für die Reihe "Futuring Company" dürften Fotos, wie man sie in "Gala" oder "Bunte" findet, Pate gestanden sein (Mischtechniken auf Büttenpapier, 2760 bis 5120 Euro). Aber nicht Reich und Schön sind hier zu sehen, sondern vielmehr - wie auch in allen anderen Arbeiten - das Künstlerpaar selbst. "Lingerie" (Damen-Unterwäsche) zeigt Eva & Adele als Torsi in farbenfroher Jugendstil-Grafik (3070 Euro). Ein Selbstporträt recht schräger Natur ist "Lightbox" (4000 Euro). Es blinkt! (bis 30. November, Galerie & Edition Artelier, Großmarktstraße 8b, 8020 Graz)

GALERIE BLEICH ROSSI: HARTE ZEITEN

"Vom Horror der Kunst" erzählt die aktuelle Ausstellung im Grazer Kunstverein. Und geht man eine Tür weiter in die benachbarte Galerie, glaubt man zunächst an eine Erweiterung dieser Themenschau. Da fährt zum Beispiel ein Skelett mit dem Fahrrad "Übers Land" (1800 Euro). Und grinst den Betrachter hämisch an. Lasziv herumlungernde Figuren, "Dreamers" (11.000 Euro), starren mit leeren Blicken den Betrachter an. Nur allzu weltlich aussehende Engel steigen vom Himmel herab (2000 Euro). Und wieder ein Skelett. Der Tod? Diesmal in Begleitung eines jungen Mädchens. Hans-Jörg Mayer, Maler aus Deutschland, ist in der Kunstwelt als einer bekannt, den man stilistisch, obschon einem gewissen Realismus verpflichtet, nicht leicht und thematisch schon gar nicht festnageln kann. Denn von ihm gibt es auch Ansichten von Windmühlen, Porträts von schönen Frauen und Fußballern. Mit dem Motto "Zur eisernen Zeit" scheint er apokalyptischen Abgründen entgegenzusteuern. Doch "Ein Schiff wird kommen" titelt da plötzlich ein nächstes Bild (11.000 Euro). Also keine Panik, Zähne zusammenbeißen und durchhalten! Irgendwann wird alles gut. Resümee: Zynischer Umgang mit menschlichen Ängsten gepaart mit traumdeuterischer Fantasie. (bis 30. November, Galerie Bleich Rossi, Bürgergasse 4/2, 8010 Graz) Manisha Jothady

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