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Zur künstlerischen Arbeit von Markus Reiter/ Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
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Schattenspiel im Farbraum

Markus Reiters großformatige Bilder sind mit bewegter Geste und breitem Pinselstrich gemalt, doch ein Teil der Leinwand und der Zeichnung bleibt entweder unberührt oder ist weiß, beige oder grau lasierend von den opaken roten, ockerfarben oder seltener auch grünblauen Flächen abgesetzt. Diese dünne Membran oder minimale Definition durch Bleistiftstriche gibt die Figur an. Der Umraum - meist das Interieur - umfängt diese Leerstellen oder Schattenwesen, bei denen die Kleidung präsenter ist als ihr Fleisch. Sofort fühlt sich der Betrachter/die Betrachterin an die Schattenwesen der antiken Mythologie oder jene Protagonisten aus Jean Paul Sartres existenzialistischer Definition des Jenseits in "Das Spiel ist aus" erinnert.
Die Abwesenheit dieser Figuren hebt sie, vom Künstler in Serie als "Kein Porträt" oder oft als "rotfigurig" oder "schwarzfigurig" benannt, besonders hervor, dazu schreibt er in die Bilder mit altgriechischen Buchstaben unmissverständlich "Erkenne dich selbst" und gibt den Gemälden Titel wie "Memento mori", "Carpe diem", "Porta", "Hortus conclusus", "Exit" oder auch "Madonna", "Venus", ",Des Malers Muse" und "Gott gesucht".

Diesen Themen, die ihn als gebildeten Maler (Pictor doctus im antiken Sinn) und humanistisch eingestellten Menschen ausweisen, sind nicht nur das Literarische und die Antikenrezeption sowie die Paraphrase auf Caravaggio und andere wichtige Maler eigen, sondern sie weisen auch auf eine starke Auseinandersetzung mit der Kunsttheorie hin.

Diesen Themen, die ihn als gebildeten Maler (Pictor doctus im antiken Sinn) und humanistisch eingestellten Menschen ausweisen, sind nicht nur das Literarische und die Antikenrezeption sowie die Paraphrase auf Caravaggio und andere wichtige Maler eigen, sondern sie weisen auch auf eine starke Auseinandersetzung mit der Kunsttheorie hin.
Die immanenten Probleme der Kunst von Beginn an sind einerseits die Nachahmung (der Natur), die so weit führte, dass die Kunst als "Affe der Natur" kritisiert wurde, andererseits die Neuschöpfung. Wahrscheinlich ist die Anziehungskraft der Bilder von Markus Reiter in der Form von Metamalerei zu finden: denn eigentlich sind es nicht die als Freunde Bezeichneten, die in Zimmern zusammensitzen oder uns als Art en face gestellte Andachtsfiguren aus dem Bild blicklos zugewandt sind, sondern es geht um die Probleme der Malerei mit ihrem rätselhaften Beginn in der Geschichte der Menschheit. Platons Höhlengleichnis ist darin ebenso enthalten wie die Legende des älteren Plinius aus seiner Naturgeschichte: Dass die Kunst nur ein Schattenbild sein könne, hat Platon bemängelt und Plinius hat die Metapher dafür mit der Legende von der Tochter des Töpfers Dibutades erfunden, die den Schatten des Profils ihres Geliebten, in der Nacht durch eine Lampe an die Wand geworfen, nachzieht, um den in den Krieg Ziehenden wenigstens als Silhouette seines Profils in Erinnerung zu behalten. Damit hat sie die Malerei als Nachahmung erfunden; ihr Vater erst bildet einen Kopf aus Ton - die Feministinnen haben dies als lange nachwirkenden misogynen Hinweis auf ein fehlendes Ingenium der Künstlerinnen verstanden.


Jedoch bleibt die Frau die metaphorische Erfinderin der Malerei. In Markus Reiters Bildern wird die weibliche Figur zur Heiligengestalt, aber auch zur Muse, Nymphe, Freundin, Leserin und Hüterin des Schlafs. Damit ist die Allegorie der Malerei in seinen Figuren präsent.


Jedoch bleibt die Frau die metaphorische Erfinderin der Malerei. In Markus Reiters Bildern wird die weibliche Figur zur Heiligengestalt, aber auch zur Muse, Nymphe, Freundin, Leserin und Hüterin des Schlafs. Damit ist die Allegorie der Malerei in seinen Figuren präsent. Zuletzt ist sie eine schattenhafte, bekleidete Gestalt, die mit einem Hund als Begleiter auftritt; nur im "Hortus conclusus" ist eine erotische Aufforderung gewiss.
Es könnte aber auch abzuleiten sein, dass alle Kunst seit der Antike nur der Erinnerung dient, und die von Markus Reiter bewirkt darüber hinaus eine Verdopplung ihrer Funktion: sie erinnert uns an die malerischen Probleme selbst. Damit ist sie Metamalerei, da sie aus dem Schatten der Nacht (als Mutter der Ästhetik) geboren wurde und der Schatten ein seltsam ambivalentes Wesen bleibt, das in seiner Rätselhaftigkeit, als vergängliches oder geistiges Porträt, als Hauch alle möglichen Assoziationen zulässt - wie unser Wunschbild einer traumähnlichen Verbindung zu den Verstorbenen.
Der Prachensky-Schüler Markus Reiter, Jahrgang 1975, beschäftigt sich nicht mit Kunstphilosophie - er kennt die Kunstgeschichte wie die meisten Maler der Nachmoderne. Es scheint, dass ihn vor allem Francis Bacons Räume, die "Erhabenheit" von Thema, Geste und Format mancher Vertreter des abstrakten Expressionismus sowie barocke Künstler beeindruckt haben; sein Schattenthema aber - von vielen versucht - ist seine besondere Neuschöpfung und Aktualisierung alter Ideen.
Markus Reiter wird von der Galerie Lang (1010 Wien, Seilerstätte 16, Tel. 01/512 20 19) vertreten. E-Mail: glw@netway.at, Homepage: www.glw.at


Erschienen am: 14.03.2003

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