VN Fr, 13.9.2002

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Kultur 

Wieder ein Freiraum weniger

Abschied von Phantasie- und Gegenwelt

Bregenz (VN-cd) Künstler schaffen Gegenwelten. Wenn sie es können. Einer, der es kann und solche auch konkret umsetzt, ist der Vorarlberger Uwe Jäntsch. In Bregenz hat er mit Kindern eine ÖBB-Unterführung ausgestaltet. Sie fiel zum Großteil einem Bauprojekt zum Opfer. Heute nimmt man Abschied. Ein Freiraum weniger.

Monster, Schlangen, aufgerissene Mäuler begleiteten die Fußgänger von der Innenstadt zum Hafen oder zum Bahnsteig. Kinder haben ihrer Phantasie freien Raum gelassen und diese Szenarien geschaffen.

Man tauchte nicht nur hinab in eine wunderbare Welt, die Monster (obwohl kaum schaurig) schafften es auch, Sprayer fernzuhalten. Konkret gesagt: Das ganze Projekt, für das sich Uwe Jäntsch, unterstützt von seiner Künstlerkollegin Sandra Dorner, einsetzte, hat den Bundesbahnen viel weniger gekostet als etwaige Säuberungsaktionen, die zuvor immer wieder anstanden, weil diverse Sprüche oder sonstige "Arbeiten" entfernt werden mussten. Für mehrere Vernissagen hat sich die Unterführung bereits als tauglich erwiesen, heute Abend wird es eine Abschiedsvorstellung sein. Der Tunnel ist ohnehin nur noch zum Teil zugänglich, was nach der Errichtung einer Tiefgarage damit passiert, ist noch ungewiss.

Spontanität

Uwe Jäntsch präsentiert Dokumentarfilme. Sie zeigen unter anderem seine Arbeit im Altstadtviertel La Vucciria in Palermo. Bauruinen wurden per Schablonenmalerei zum Erblühen gebracht, meist intuitiv, mitunter angelehnt an vorgefundenen Motiven.

Ein Raum wurde eingerichtet, schön farbig leuchtend, ein "Frauenraum" in einer Männerwelt, in dem man sich treffen konnte - die ganze Nacht über. Gegenwelten, die greifbar werden, ohne die man nicht auskommt - auch wenn man sich das nicht eingesteht. In Wien sei es schwer gewesen, eine solche Nacht-Aktion durchzusetzen, erzählt Jäntsch und er weiß, dass Besucher des Nachts anders reagieren, sensibler, offener. Uwe Jäntschs Kunst, seine Installationen mit ihren vielfältigen soziologischen Aspekten, erfüllt auch das Bedürfnis nach Kommunikation, nach Freiräumen, die Spontanität erst ermöglichen.

Uwe Jäntsch in einer seiner Rauminstallationen.




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