Bregenz
(VN-cd) Künstler schaffen Gegenwelten. Wenn sie es
können. Einer, der es kann und solche auch konkret umsetzt, ist der
Vorarlberger Uwe Jäntsch. In Bregenz hat er mit Kindern eine
ÖBB-Unterführung ausgestaltet. Sie fiel zum Großteil einem
Bauprojekt zum Opfer. Heute nimmt man Abschied. Ein Freiraum
weniger.
Monster, Schlangen, aufgerissene Mäuler begleiteten die
Fußgänger von der Innenstadt zum Hafen oder zum Bahnsteig. Kinder
haben ihrer Phantasie freien Raum gelassen und diese Szenarien
geschaffen.
Man tauchte nicht nur hinab in eine wunderbare Welt, die Monster
(obwohl kaum schaurig) schafften es auch, Sprayer fernzuhalten.
Konkret gesagt: Das ganze Projekt, für das sich Uwe Jäntsch,
unterstützt von seiner Künstlerkollegin Sandra Dorner, einsetzte,
hat den Bundesbahnen viel weniger gekostet als etwaige
Säuberungsaktionen, die zuvor immer wieder anstanden, weil diverse
Sprüche oder sonstige "Arbeiten" entfernt werden mussten. Für
mehrere Vernissagen hat sich die Unterführung bereits als tauglich
erwiesen, heute Abend wird es eine Abschiedsvorstellung sein. Der
Tunnel ist ohnehin nur noch zum Teil zugänglich, was nach der
Errichtung einer Tiefgarage damit passiert, ist noch ungewiss.
Spontanität
Uwe Jäntsch präsentiert Dokumentarfilme. Sie zeigen
unter anderem seine Arbeit im Altstadtviertel La Vucciria in
Palermo. Bauruinen wurden per Schablonenmalerei zum Erblühen
gebracht, meist intuitiv, mitunter angelehnt an vorgefundenen
Motiven.
Ein Raum wurde eingerichtet, schön farbig leuchtend, ein
"Frauenraum" in einer Männerwelt, in dem man sich treffen konnte -
die ganze Nacht über. Gegenwelten, die greifbar werden, ohne die man
nicht auskommt - auch wenn man sich das nicht eingesteht. In Wien
sei es schwer gewesen, eine solche Nacht-Aktion durchzusetzen,
erzählt Jäntsch und er weiß, dass Besucher des Nachts anders
reagieren, sensibler, offener. Uwe Jäntschs Kunst, seine
Installationen mit ihren vielfältigen soziologischen Aspekten,
erfüllt auch das Bedürfnis nach Kommunikation, nach Freiräumen, die
Spontanität erst ermöglichen.
Uwe Jäntsch in einer seiner Rauminstallationen.