Elvis Presley als Cowboy
Kunsthaus Bregenz. Neunzehn junge und arrivierte Künstler zeigen, wie sie sich Techniken und Bildsprachen angeeignet und trotzdem Neues geschaffen haben.
Wolfgang Ölz Bregenz (SN). Was für Kunstinteressierte eine Reise nach Bregenz unabdingbar macht, sind allein die drei Bilder Andy Warhols, die im obersten Stockwerk des Kunsthauses hängen, der „Beletage“, wie sich Kurator Rudolf Sagmeister ausdrückt. Kein Internetmuseum kann die reale Erfahrung dieser Inkunabeln des 20. Jahrhunderts ersetzen. Andy Warhol hatte Anfang der 1960er-Jahre mit der Übertragung des Siebdruckverfahrens in die Kunst einen Epochenschritt gemacht.
Vier Mal Elvis Presley als Cowboy in Lebensgröße ist die vierfache Potenzierung des „American Dream“. Generationen von Künstlern haben sich dieses Verfahren der Pop-Art zu eigen gemacht.
Diese Aneignung von Techniken, künstlerischen Motiven oder Formensprache wird in der Ausstellung mit dem Titel „So machen wir es“ thematisiert. Viele der Künstler, deren Werke im Kunsthaus Bregenz ausgestellt sind, leben und arbeiten in New York. Sie alle nehmen die Populärkultur als Fundus für ihre Werke.
Dass sie das mit viel Witz bis greller Komik tun, zeigt Rachel Harrison, die auf einem Sockel einen Stein und BMX-Fahrrad mit allerlei Klimbim behängt. Richard Prince nimmt die Cowboys der Marlboro-Werbung; er entfernt den Verweis auf die Zigarettenmarke und zeigt so, dass die Freiheit des Wilden Westens nicht im Qualm der Zigarette zu finden ist, sondern vom Leben geschenkt werden kann.
In den KUB-Billboards, einer Plakatserie entlang der Bregenzer Durchzugsstraße, reiten diese Cowboys auf den Plakaten, die hier nicht mehr den Zwecken der klassischen Werbung dienen.
Eine seltene Gelegenheit bietet im Kunsthaus Bregenz ein grauer Kino-Kubus im zweiten Stock. Hier ist ein Spätwerk des französischen Filmemachers Jean Luc Godard zu sehen, der hier in vier Stunden die gesamte Filmgeschichte zusammendrängt. Traum vom guten Wohnen Kelley Walker, geboren 1969, zählt zur jungen Generation. Sie hat eine Schwarz-Weiß-Fotografie, die einen Weißen zeigt, der einen Hund auf einen Schwarzen hetzt, mit Schokolade übermalt. So kann Kunst mitunter eine gesellschaftskritische Position einnehmen. Gesellschaftlich relevant sind auch Werke der beiden Architekten Yona Friedman und Eckhard Schulze-Fielitz, die im Erdgeschoß gezeigt werden. Im Umfeld der Vorarlberger Architekturszene werden zum Teil utopische Modelle präsentiert.
Eines der spektakulärsten ist wohl die Brückenstadt über den Ärmelkanal. Eckhard Schulze-Fielietz hat in Bregenz die „Siedlung an der Ach“ mit etwa 800 Wohneinheiten 1971 bis 1980 realisiert. Die Achsiedlung ist als ein „Vorarlberger Gemeindebau“ allerdings auch Beispiel für Gettoisierung und die damit einhergehenden sozialen Probleme und zeigt die Grenzen auf, die der ewige Traum vom guten Wohnen in der Realität hat.Ausstellung: „So machen wir es – Techniken und Ästhetik der Aneignung“ Von Ei Arakawa bis Andy Warhol, im Kunsthaus Bregenz bis 3. Juli. Weitere Information im Internet: www.kunsthaus-bregenz.at