Der Wahl-Waldviertler

In Österreich ist Herbert Achternbusch vor allem als bizarrer Einzelgänger der deutschen Filmlandschaft bekannt geworden. Sein Multitalent ist hierzulande wenig bekannt.
Von Sabine Oppolzer.




In großformatigen Aquarellen und rauen, bunt bemalten Holzplastiken setzt Herbert Achternbusch den griechischen Götterhimmel mit seiner Heimat Bayern in Verbindung. Die deutsche Stadt Andechs im Titel der Ausstellung "Von Andechs nach Athen" ist die Geburtsstadt von Herbert Achternbusch. So entstanden Bildtitel wie "Das Haustier von Aphrodite will nach Andechs" oder "Apollo in Andechs sucht das Licht".

"Geburt der Aphrodite aus dem Starnberger See und Bierfilzen", 2000 (Zum Vergrößern anklicken)

Die Milde des Alters

Achternbuschs großformatige Aquarelle und Gouachen haben Schwung, Witz und Poesie. In dieser plakativen Kunst sind die altbekannten Anal- und Bierfantasien des Künstlers nur sehr vereinzelt aufzufinden. Es scheint, als wäre der ehemalige bayrische Staatsfeind Nr. 1 zahmer geworden. Vorbei sind die Zeiten der chaotische Blödeleien und obszönen Aggressivitäten gegenüber Staat und Kirche, die ihm auch in Österreich das Aufführungsverbot seines Films "Das Gespenst" eingetragen hat.

"Ich bin das Trojanische Pferd von Andechs", 2000

"Alles auf einmal" zu wollen, sei das Charakteristikum des Werks von Herbert Achternbusch, attestiert die Theatermacherin Elisabeth Schweger im Begleittext zur Ausstellung. Seine scheinbare Anarchie suche nur dem Chaos gerecht zu werden, das ihn umgibt, und dies mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln: der Schrift, dem Wort, dem Bild, dem Zelluloid, so Schweger.

In dieser Ausstellung, die aus dem Münchner Marstall nach Wien kommt, präsentiert sich der Filmemacher, Autor und Maler erstmals in Österreich auch als Bildhauer - und das, obwohl die Plastiken von Herbert Achternbusch allesamt im Waldviertel entstanden sind. Das gilt auch für den aktuellen Atriden-Zyklus.

"Poseidon", 1999

Im nördlichen Waldviertel hat sich Herbert Achternbusch vor einigen Jahren als Wochenend-
Österreicher niedergelassen. Ein ehemaliges Forsthaus aus dem 18. Jahrhundert hat er dort zu einem schrägen Kunstwerk umgestaltet. Hier entstehen die Skulpturen aus Lärchenholz. Gemalt wird nur in München, wie Herbert Achternbusch ausführt, "das heißt, die beiden Werkgruppen haben sich vor diesen Ausstellungen noch nie zuvor gesehen." Was Achternbusch verblüfft ist, dass "die Plastiken noch viel direkter wirken als die Bilder".

Spiel mit dem Alter

Die Nicht-Perfektion, das Genie der Spontaneität sind wichtige Wesenszüge der Arbeit des Künstlers. Das Lärchenholz ist zum Teil gesplittert und ungehobelt, ganz grob übermalt.

Alle seine Plastiken hätten Freilufterfahrung, bekennt Achternbusch. "Die sind teilweise den ganzen Winter draußen gestanden, damit sie, wie Stifter sagt, die schöne Farbe der Verwitterung mitkriegen."

"Ajax pflanzt sein Schwert", 1999 (Zum Vergrößern anklicken)

Herbert Achternbusch wurde 1938 in München geboren, studierte an der Kunstakademie in Nürnberg und an der Akademie der bildenden Künste in München und war bald auch schon literarisch tätig. In den Jahren von 1967 bis 1984 widmete er sich aber hauptsächlich dem Filmen und Schreiben. Er machte 27 Filme, schrieb etliche Theaterstücke und unzählige Bücher. 1984 begann er wieder zu malen. Die Bildthemen korrespondierten meist mit seinen literarischen Werken. Große Serien sind entstanden: die Fönforscher, Breitenbach, Hinundherbert, TAKLA-BASH, Weiße Flecken u.a., insgesamt fast 500 Bilder. Zuletzt entstanden die über 80 "Griechenlandbilder".

Tipp:

Die Ausstellung "Von Andechs nach Athen" mit Aquarellen und Plastiken Herbert Achternbuschs aus den letzten drei Jahren, zu sehen bis 24. Juni im Wiener Künstlerhaus.

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