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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst | Documenta 11 
04.06.2002
12:23 MEZ
Minus in den Kassen droht
Zum Erfolg verdammt: Nur über 631.000 Besucher können Weltkunstschau vor Verlust retten

Kassel - Zur Weltkunstschau documenta 11 in Kassel müssen mindestens 631.000 Besucher kommen - sonst droht ein Minus in den Kassen. Dieser Rekordansturm zur vergangenen Ausstellung vor fünf Jahren dürfe nicht unterschritten werden, sagte documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld. "Wir sind zum Erfolg verdammt", sagte er. Die 11. documenta startet am Samstag und ist bis zum 15. September zu sehen.

"Die finanzielle Ausstattung ist diametral entgegengesetzt zur Bedeutung der Ausstellung", klagte Leifeld. Mit 6,9 Millionen Euro müsse mehr als die Hälfte des Etats über Eintrittsgelder oder den Katalogverkauf erwirtschaftet werden. Die Zuschüsse von Stadt und Ländern summierten sich dagegen nur auf knapp 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Damit sei die documenta GmbH nicht in der Lage, die fünf Jahre zwischen den einzelnen Ausstellungen zu überbrücken, erklärte der Geschäftsführer. Kontinuierliche Arbeit sei kaum möglich.

"Wir müssen immer wieder bei Null anfangen", klagte Leifeld. So seien fast alle Mitarbeiter der diesjährigen documenta aus finanziellen Gründen sehr kurzfristig eingestellt worden. Selbst so wichtige Positionen wie die des Pressesprechers oder der Marketing-Leiterin hätten erst im vergangenen Jahr besetzt werden können. "Das ist viel zu spät", meinte der Geschäftsführer. Von Stadt und Ländern forderte Leifeld daher künftig einen größeren Einsatz.

"Ich denke, dass sich die öffentliche Hand mehr engagieren muss", sagte der Geschäftsführer. Schließlich gehe es ja nicht um Subventionen, sondern um Investitionen. Über Aufträge an Handwerker oder Druckereien und über die Umsätze der anreisenden Kunstfreunde gebe die documenta ein Vielfaches der Gelder an die Stadt zurück. "Ich rechne damit, dass unsere Besucher in diesem Sommer rund 50 Millionen Euro in Kassel lassen werden." Die Kunstausstellung sei für die Stadt ein enormer Wirtschaftsfaktor: "Eigentlich müsste sich mit der documenta eher der Wirtschafts- als der Kulturausschuss der Stadt befassen."

Bernd Leifeld fungiert seit 1996 als Chef der documenta GmbH. Der 53-Jährige ist damit der erste Geschäftsführer in der Geschichte der Kasseler Weltkunstschau, der für das Management zweier documenta- Ausstellungen - 1997 und 2002 - zuständig war. (APA)


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