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27.03.2002 - Ausstellung
Hochhackige Körper neben der Rollbahn
Helmut Newton ist mit einer von seiner Frau June zusammengestellten Auswahl an Photos zwischen "Sex and Landscapes" im Salzburger Rupertinum gelandet.
VON STEFAN MUSIL


Gemächlich wollte man es im Rupertinum angehen. Man beginnt nicht gleich mit Sex. Und doch wagte es das Salzburger Museum für moderne Kunst zur Osterzeit die Ausstellung "Sex and Landscapes" zu eröffnen. Photographien von Helmut Newton, das ist mutig.

Bilder aus dem Flugzeug, Schnappschüsse von der Hochhaus-Terrasse in Monaco, Meeresblick mit vorüber schießenden Düsenjets, manches leicht schummrig, alle Schwarzweiß: Aufgeblasen auf Tafelbild-Größe prangen die geprinteten Photos Helmut Newtons im Rupertinum. So beginnt der Rundgang, mit "Landscapes" - eingeschlichen hat sich zunächst nur eine Ahnung von Sex.

Aber die sticht ins Auge, in Hochglanz und Farbe. Kein spontaner Druck auf den Auslöser, hier wurde inszeniert. Eine kühle Blonde, im rosa BH, hat sich über einen Soldaten gebeugt. Er liegt in der Hängematte, sie auf ihm, ihr Blick aber ist von ihm abgewandt, geht über ihn hinweg.

"Sex and Landscapes" - dahinter verbirgt sich eine überschaubare Auswahl aus dem Werk Newtons, dessen Arbeiten seit einiger Zeit die Ehre musealer Aufbereitung zuteil wird. Dem aktuellen Appetizer im Rupertinum folgt ab Oktober eine schon in Berlin gezeigte Geburtstags-Ausstellung des 1920 geborenen Photographen in der Kunsthalle Krems. In beiden Fällen hat Ehefrau June die Auswahl getroffen.

Nach lyrischem Beginn zeigt die Salzburger Auswahl dann endlich, wofür Newton bekannt ist: Stark, herb, trotzig und aufreizend kühl posieren ihm die Frauen. Sie bleiben geheimnisvoll, wie die Geschichten, welche die um sie generierten Arrangements andeuten, um in der Phantasie des Betrachters ausgespielt zu werden.

Die Strenge dieser Sujets wird immer wieder durch menschenleere Ausblicke abgefedert. Ein Wellenbild mit großem Dampfer, ein vom Wind bewegter Teich, ein hinter einem Maschendraht vorbeibrausender Nachtzug, zeigen Newton von einer weniger bekannten Seite. Das ergibt einen spannungsvollen Rhythmus. Ein Schau-Gang, bei dem auch lustvoll gerätselt werden darf und der Newton als einen zeigt, der sein Metier formidable beherrscht.



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