Gemächlich wollte man es im Rupertinum angehen. Man
beginnt nicht gleich mit Sex. Und doch wagte es das Salzburger Museum für
moderne Kunst zur Osterzeit die Ausstellung "Sex and Landscapes" zu
eröffnen. Photographien von Helmut Newton, das ist mutig.
Bilder aus dem Flugzeug, Schnappschüsse von der
Hochhaus-Terrasse in Monaco, Meeresblick mit vorüber schießenden
Düsenjets, manches leicht schummrig, alle Schwarzweiß: Aufgeblasen auf
Tafelbild-Größe prangen die geprinteten Photos Helmut Newtons im
Rupertinum. So beginnt der Rundgang, mit "Landscapes" - eingeschlichen hat
sich zunächst nur eine Ahnung von Sex.
Aber die sticht ins Auge, in Hochglanz und Farbe. Kein
spontaner Druck auf den Auslöser, hier wurde inszeniert. Eine kühle
Blonde, im rosa BH, hat sich über einen Soldaten gebeugt. Er liegt in der
Hängematte, sie auf ihm, ihr Blick aber ist von ihm abgewandt, geht über
ihn hinweg.
"Sex and Landscapes" - dahinter verbirgt sich eine
überschaubare Auswahl aus dem Werk Newtons, dessen Arbeiten seit einiger
Zeit die Ehre musealer Aufbereitung zuteil wird. Dem aktuellen Appetizer
im Rupertinum folgt ab Oktober eine schon in Berlin gezeigte
Geburtstags-Ausstellung des 1920 geborenen Photographen in der Kunsthalle
Krems. In beiden Fällen hat Ehefrau June die Auswahl getroffen.
Nach lyrischem Beginn zeigt die Salzburger Auswahl dann
endlich, wofür Newton bekannt ist: Stark, herb, trotzig und aufreizend
kühl posieren ihm die Frauen. Sie bleiben geheimnisvoll, wie die
Geschichten, welche die um sie generierten Arrangements andeuten, um in
der Phantasie des Betrachters ausgespielt zu werden.
Die Strenge dieser Sujets wird immer wieder durch
menschenleere Ausblicke abgefedert. Ein Wellenbild mit großem Dampfer, ein
vom Wind bewegter Teich, ein hinter einem Maschendraht vorbeibrausender
Nachtzug, zeigen Newton von einer weniger bekannten Seite. Das ergibt
einen spannungsvollen Rhythmus. Ein Schau-Gang, bei dem auch lustvoll
gerätselt werden darf und der Newton als einen zeigt, der sein Metier
formidable beherrscht.
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