Kultur/Medien | 25.09.01 | www.DiePresse.at
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AUSGESTELLT IN WIEN von Florian Steininger

Galerie Contact. Im Jänner dieses Jahres ist der Maler Walter Eckert - ehemaliger Präsident der Secession und Rektor der Wiener Akademie der bildenden Künste - 87jährig gestorben. Die Galerie zeigt eine Schau seiner letzten Schaffensjahre. In all diesen farbintensiven Gemälden ist die gegensätzliche Spannung zwischen geschlossener Form des Figürlichen und der Freiheit der Geste spürbar. Die an Wotruba gemahnenden Köpfe und liegenden Akte werden von dicken schweren Strichen geformt, andererseits übertünchen Farbspritzer und Pinselhiebe deren Gegenständlichkeit. Je ruhiger und klarer die Figuration zu erkennen ist, desto überzeugender sind die Bilder. (I., Singerstraße 17; bis 6. Oktober)
Galerie Exner. Zwischen den klassischen Galerienvierteln Seilerstätte und Grünangergasse hat eine neue Galerie ihre Pforten geöffnet. Dort präsentiert Wolfgang Exner auf zwei Etagen ein gut durchmischtes Programm. Dabei bildet die internationale Druckgraphik, die bislang leider nur allzu wenig am heimischen Markt vertreten war, einen wichtigen Schwerpunkt. Robert Rauschenberg, Robert Motherwell, Arnulf Rainer und vor allem Günther Förg sind zu sehen. Von den österreichischen zeitgenössischen Künstlern fällt ein feiner Block mit seriellen malerischen Abhandlungen des Dachsteins von Helmut Swoboda auf. Helmut Bruchs minimalistische Werke verharren dagegen allzuleicht im Ästhetischen und verlieren dadurch ein wenig Spannung in der Auseinandersetzung. (I., Rauhensteingasse 12; bis 17. Oktober)
Galerie Hofstätter. Heinz Leinfellner ist zu seinem 90. Geburtstag eine umfangreiche skulpturale Schau gewidmet. Dabei spannt sich sein bildhauerischer Bogen von realistisch klassisch orientierten Beiträgen bis zu kubistisch skulpturalen Lösungen. Berührungspunkte mit Hanak, Leinfellners Lehrer in den vierziger und fünfziger Jahren, sind zu erkennen. Der horizontal ausgerichtete Akt der "Sinnenden" aus den siebziger Jahren stellt den Höhepunkt von Abstraktion und tektonischer Verblockung der menschlichen Figur in seinem Werk dar. (I., Bräunerstraße 7; bis 31. 10.)

Galerie Curtze. Im Obergeschoß trifft man auf einen Querschnitt des Galerieprogramms. Herausragend: eine monumentale düstere Arbeit von Kurt Kappa Kocherscheidt. Die neuen farbenfrohen Gemälde von Hermann Nitsch verlieren in ihrer malerischen Dichte dagegen an Eindringlichkeit. Um ins Souterrain zu gelangen, muß man auf "klingenden Stufen" in das Kellergeschoß hinabsteigen. Hier wird das Thema noch einmal variiert. Kakteen werden, in Bewegung überschnitten, auf den Bildträger projiziert, wodurch die kunstgeschichtliche Referenz zu Marcel Duchamps "Akt, eine Treppe hinabsteigend" konstruiert wird. Uri Dotan hat sich dem Cyberspace verschrieben und läßt den Betrachter in seine fiktiven Bilderwelten eintauchen. Die Ausstellungsinstallation gleicht einem offenen Organismus in dauernder Bewegung, wie das Leben selbst. Virtuell dringen wir in ein Grabmal ein, Fadenkreuze im Infrarotkolorit von Düsenflugzeugen erinnern an Raketenabschüsse. Der Kaktus als Leitmotiv gleicht einer menschlichen Figur, die seziert wird und stirbt. (I., Seilerstätte15, bis 6. November).

© Die Presse | Wien
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