Galerien live
Gartenschlauch-Yoga
(cai) Aha, der Film "Alles in bester Ordnung IV" von Robert F. Hammerstiel beobachtet also doch
keine zwangsneurotischen Hausfrauen bei ihren hemmungslosen
Aufräumorgien. Er dokumentiert eher eine krasse Form der
Familientherapie. In einer Heile-Welt-Kulisse (Technik: nicht Öl auf
Leinwand, aber Gartenhäuschen, Rasenmäher etc. auf Kunstrasen) übt eine
vierköpfige Problemfamilie verbissen den Zustand namens Harmonie. Und
so wie ein unartiges Schulkind 100-mal auf die Tafel schreiben muss:
"Ich darf meine Hausaufgaben nicht an den Hund verfüttern", muss die
frustrierte Mama halt ein paarmal mit tiefempfundener Zufriedenheit
aufsagen: "Heute ist sooo ein schöner Tag! Herrlich!" Und der Papa
macht Entspannungsübungen mit diversen Gartengeräten.
Gartenschlauch-Yoga. Ach, Blödsinn.
Hammerstiel zitiert hier einfach ein Klischeebild. Die perfekte
Familie. (Bööös ironisch.) Dazu kommt das "Nomal, nomal!"-Manöver der
Teletubbies. ("Nomal": Infantilisch für "nochmals".) Jede Geste wird
bis zum Umfallen wiederholt. 20 Minuten penetrantes Glück, da will man
irgendwann den gigantischen Schatten von Godzillas Fuß auf die Idylle
werfen. Oder der Mama das Haxl stellen, wenn sie lächelnd die Jause
bringt (plumps!). In der melancholischen Fotoserie "Pleasantville"
wiederum wird die Spielstadt Minopolis, wo die Kinder Erwachsenenberufe
ausprobieren, zur Geisterstadt. Gschrappen in voller Arbeitsmontur
lungern da ganz verlassen herum. Wie die letzten Menschen, die noch
einen Job, aber anscheinend keine Arbeit haben. Ein Spielverderber, der
Hammerstiel.
Galerie Feichtner
(Seilerstätte 19)
Robert F. Hammerstiel
Bis 25. Juli
Di. – Fr.: 10 – 18 Uhr
Sa.: 10 – 16 Uhr
Dornröschens Schlösser
(cai) Clemens Wolf ist ein Romantiker mit sehr speziellen Vorlieben:
Ruinen. Das soll jetzt kein blöder Euphemismus sein für
"Harold-und-Maude-Komplex". Nein, er steht auf kaputte Häuser.
Schmachtend blickt er durch Maschendrahtzäune, als wär’ das da dahinter
ein verwunschenes Dornröschenschloss, das er dann schwärmerisch auf
seine Leinwände sprayt (mithilfe von Schablonen). Mit sagenhafter
Raffinesse.
Galerie Steinek
(Eschenbachgasse 4)
Clemens Wolf
Bis 24. Juli
Di. – Fr.: 13 – 18 Uhr
Sa.: 11 – 15 Uhr
Printausgabe vom Mittwoch, 15. Juli 2009
Kommentar senden:
* Kommentare werden nicht automatisch
veröffentlicht. Die Redaktion behält sich vor Kommentare abzulehnen.
Wenn Sie eine Veröffentlichung Ihrer Stellungnahme als Leserbrief in
der Druckausgabe wünschen, dann bitten wir Sie auch um die Angabe einer
nachprüfbaren Postanschrift im Feld Postadresse. Diese Adresse wird
online nicht veröffentlicht.