Parade der Frauen

Die österreichische Objektkünstlerin und Fotografin Ines Doujak hat ihre erste Einzelausstellung in der Wiener Secession.


Die 42-jährige österreichische Künstlerin setzt sich in der Galerie und Grafischen Kabinett des Wiener Ausstellungshauses mit Fragen der normierten Kraft der Heterosexualität und ihrem Sexismus auseinander. Sie gestaltet Räume, die es ermöglichen, diese Normen zu untersuchen und ihre gestaltende Kraft für Sprache, Wissen, Kultur, Familie, Staat und Ökonomie aufzuzeigen.

In ihrem Projekt in der Secession zeigt sie, dass es möglich ist, Unterschiede nicht als hierarchische Verhältnisse zu behandeln und dennoch soziale Macht- und Gewaltstrukturen sichtbar zu machen.

Regenbogenparade

Ines Doujak hatte sich entschieden, einen Wagen auf der im Juni stattgefundenen Regenbogenparade zu bespielen. Die Regenbogenparade oder Christopher-Street-Day-Parade erinnert an die 1969 stattgefundenen Ereignisse in der Christopher Street in New York, als Schwule, Lesben und Transsexuelle sich bei Übergriffen seitens der Polizei erstmals wehrten. Demonstrationen und Forderungskataloge waren die Folge.

Die österreichische Regenbogenparade ist ebenfalls mit ihren bunten Wägen und grellen Kostümen ein lautstarkes Zeichen der Schwulen und Lesbenbewegung. Ines Doujak ordnete auf ihren Wagen fotografische Figuren der Heterosexualität an und ließ rund um ihren Wagen Performerinnen und Tänzerinnen mit Kostümen und Hüten aus Reifen, auf denen Bilder appliziert sind, tanzen.

Grafisches Kabinett

Im Grafischen Kabinett sind nun Versatzstücke der Kostüme der Perfomerinnen der Regenbogenparade zu sehen. Da hängen lange Papprohre die von der Decke bis zum Boden reichen im Raum. An ihnen sind an beweglichen Streifen 200 Fotografien angebracht, die an den Kostümen der Tänzerinnen angebracht waren.

Während die Bildträgerinnen auf der Parade eine Bewegung der Bilder erzeugten, geraten diese durch das Durchschreiten der Besucher in Aktion.

Wagenburg

Wie eine Wild-West-Wagenburg ist die verkleinerte Regenbogenparade in der Galerie der Sezession angeordnet. Sie ist aus Holz gefertigt und kommentiert mit gewisser Ironie die Geschehnissen auf der Regenbogenparade. Zugleich steht jeder Wagen für sich selbst und betont so die unterschiedlichen Auffassungen seiner Teilnehmer.

"Vater Arsch" / ©Bild: Secession

Fototapete

Im Rücken der Besucher, entlang der gesamten Wandfläche ist eine Fototapete aufgezogen. Zu sehen sind Menschen und Tiere in nächtlicher Umgebung. Die Tiere sind lebensgroß. Es sind weiße Tierattrappen, die von Tierpräparatoren als Rohlinge verwendet werden. Die Rohlinge werden nach Geschlechterpaaren und heterosexuellen Familien geordnet und in Museen ausgestellt.

Hier werden die Dinge auf den Kopf gestellt. Es herrscht eine feministische Perspektive vor: Frauen liegen eng aneinander in Rettungsbooten, Personen stehen mit erhobenen Hand und dem Gesicht zur Wand zwischen Tierattrappen. Ein Mann versucht eine Tür zu öffnen, während ein Kind mit verbundenen Kopf sich an seinen Beinen festhält. Durch die Beine einer Frau schiebt sich eine brennende Hand. Alles ist in flammendes Rot und Nachtblau getaucht. Irritierende Sujets, die das heterosexuelle Chaos von Zusammenleben behandeln.

Tipp:

Die Ausstellung ist bis zum 1. September im Grafischen Kabinett und in der Galerie der Secession zu sehen.

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