Der Wind treibt scheppernd eine metallene
Orientierungstafel über den Beton vor dem Haupteingang des
Museumsquartiers. Der Herbst beginnt, die Tage werden kürzer, das Klima
rauher - man sehnt sich nach wärmenden Gemäuern. In ihren schicken neuen
Büros und Kojen nisten sich seit gestern die 25 für das Quartier 21
ausgewählten Kultur-Gruppen im barocken Fischer-von-Erlach-Trakt ein.
Vorerst begrenzt auf zwei Jahre. Noch stehen die frischen Einbauten in den
ehemaligen Stallungen fast steril im Raum, warten auf die kreative
Überwucherung. Ob diese bis zur Eröffnung heute abend schon im Gange sein
wird, bleibt abzuwarten.
Zwei Straßen der Kultur
Neben den Büroeinheiten und den Künstlerateliers wird
sich die größte Aufmerksamkeit auf die zwei Themenstraßen durch die
barocken Bögen im Erdgeschoß des Fischer-von-Erlach-Traktes richten, die
täglich bis 22 Uhr geöffnet sein werden: Links vom Haupteingang erstreckt
sich "Transeuropa", gestaltet vom Architekten-Team "Alles Wird Gut". Ein
grauer Einbau aus Eternit-Platten schlängelt sich durch die Hallen - über
eine Treppe gelangt man auf eine Galerie.
Kulturkontakt Austria, das Friedrich-Kiesler-Zentrum und
die zwei Mode-Anbieter "Polyklamott" und "Found for You" werden hier Platz
finden. Bereits fertig ist schon die erste Ausstellung des
"A 9-Forum", wo sich abwechselnd die Bundesländer präsentieren
können. Ebenfalls noch in "Transeuropa" liegt die "Erste-Bank-Arena", ein
Veranstaltungsraum für 500 Personen.
Auf dem Weg in die "Electronic Avenue" im rechten Flügel
des Traktes passiert man die Buchhandlung Prachner und anschließend die
neue MQ-Kantine mit der gewagten Q-Bar - sie ist über und über mit Kuhfell
überzogen.
Die "Electric Avenue" haben PPAG mit einem gezackten,
ebenfalls zweigeschoßigen Einbau versehen. Silbrig beschichtete und
gläserne Wände machen das Gebilde leicht und elegant. Hier sind
Medien-Künstler wie Monochrom, die Produktionsstätten des Medienquartiers
21 und die zeitgenössische Musik (Institut Fünfhaus, Spoiler) eingezogen.
Am Ende der "Electric Avenue": Ein leerer Raum. Hier hätte Public Netbase
einziehen sollen. Man konnte sich nicht einigen.
Zwei Jahre lang wurde das Quartier 21, Experimentierfeld
für zeitgenössische Kultur, geplant (von Vitus H. Weh, Thomas Edlinger,
Wolfgang Waldner) aufwendig renoviert und von jungen Architekten-Teams
denkmalschutzgerecht um- bzw. eingebaut. Nach unzähligen Präsentationen,
Diskussionen, Streitigkeiten wird sich in den nächsten Wochen zeigen, ob
das Angebot angenommen wird, ob es leben wird. Vorerst herrscht bei den
Mietern pure Vorfreude.
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