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27.03.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Georg Kargl. Lange galt Ketty La Rocca (1938 - 1976) als Geheimtip. Bekannt wurde die italienische Sprach- und Konzeptkünstlerin erst in den neunziger Jahren als einige engagierte Kuratoren ihren Nachlaß aufarbeiteten. Speziell der Mix aus autobiographischen Bezügen, Feminismus und einem sich an Sprache, Schrift und Gestik reibenden Konzeptualismus, der das "Ich" stets durch den Spiegel des Anderen zeigte, erweckte das Interesse der jungen Generation.

Im Mittelpunkt dieser ersten Wiener Präsentation stehen La Roccas späte Arbeiten. "Reduzione (La Galleria)" heißt ein umfangreicher Werkblock, dessen einzelne Blätter jeweils aus einem Photo, einer zur Schrift aufgelösten Skizze des Photomotivs und zuletzt einer gestrichelten Verflüchtigung desselben bestehen. Schrift wird zum Stellvertreter von Sprache, mithin von Kommunikation. Was in "Reduzione" nur subtil anklingt, wird konkret benannt in der Serie "You You" (1974). Stellvertretend vollführen hier Hände und Körper die Kommunikation: Sprache, reduziert auf Gesten und Zeichen - bis hin zur Stummheit (IV., Schleifmühlgasse 5; bis 4. Mai).

Galerie Krobath Wimmer. Gestik, Mimik, die Sprache des Körpers und seine Codierungen - sie stehen auch im Mittelpunkt der Arbeiten Maria Hahnenkamps. Ging es ihr früher darum, die Grenzen der Photographie zu erweitern, konzentriert sie sich nun ganz auf die Möglichkeiten und Herausforderungen des Mediums. In der Galerieausstellung steigert Hahnenkamp diese Engführung noch, indem sie die Thematik auf die Ablichtung rotgekleideter Frauenkörper reduziert, wobei Kopf- und Schulterpartie ebenso wie die Beine gänzlich ausgeblendet bleiben. Was bleibt, sind freigestellte körpersprachliche Zitate. Die Gruppierung der Motive folgt einer Rhythmik und Musikalität, die den Arbeiten über ihren feministischen Anspruch hinaus auch ihre eigene Schönheit verleiht. (I., Eschenbachgasse 9; bis 4. Mai).

Parallel zeigt Hahnenkamp in der MAK-Galerie eine lichtstarke Diainstallation, die unter Verwendung synchron geschalteter Diaprojektoren die Formprinzipien der Photoarbeiten - Rhythmik, Fokussierung, Musikalität - aufgreift. Inhaltlich zitiert sie allerdings jene Bereiche, deren Schlüsselkapital - bis hin zur Inbesitznahme die Darstellung der Frau ist: Kunstgeschichte, Mode, Pornographie. Zwei starke Auftritte! (I., Stubenring 5; bis 5. Mai.)



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