Anatomy, 2006
Wien - Fotoserien, Diainstallationen und Filme zu historischen, literarischen und filmgeschichtliche Hintergründen sind ab 2. September (Eröffnung um 19 Uhr) in den Räumen der Generali Foundation in der Ausstellung "ALBUM/TRACKS B" zu sehen. Bis 12. Dezember geben sie einen Überblick über das Gesamtwerk der belgischen Künstlerin Ana Torfs. Alle Werke Torfs, so Kuratorin Sabine Folie beim Pressegespräch, "beziehen sich auf die Vergangenheit und enthalten dadurch ein kollektives Gedächtnis".
"Torfs Werk hat eine ganz klare, strenge Linie, die die Künstlerin bereits seit 15 Jahren verfolgt", schilderte Folie. So könne man ihre Werke als Hommage an Persönlichkeiten und Ereignisse aus Geschichte, Literatur und Film verstehen. Gezeigt werden zehn Arbeiten, die seit dem Jahr 2000 entstanden sind. Erster Blickfang sind zwei große, von Diaprojektoren bestrahlte Leinwände, die zeitgleich einen Mann und eine Frau in verschiedener Kostümierung zeigen. Ob mit Hasenohren, im eleganten Anzug oder in T-Shirt - oft ähneln sie sich in ihrer Erscheinung und dem damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Kontext, ab und an widersprechen sie sich. Distanzierung und Entfremdung, so Ana Torfs, stellen wesentliche Elemente ihrer Arbeit dar.
Zu füllendes Fotoalbum
Im selben Raum, dem zentralen Teil der Ausstellung, werden die Porträtierten Torfs wohl bekanntestem Werk gegenübergestellt. In "Anatomy" (2006) verarbeitet Torfs Gerichtsakten um die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sowohl in Schwarz-Weiß-Fotografien, in der sie scheinbar Gerichtsszenen konstruiert, als auch filmisch, indem sie 25 junge Schauspieler und Schauspielerinnen widersprüchliche Zeugenaussagen sprechen lässt.
Film ist jene Kunstform, mit der Torfs einst angefangen hat. So wollte die 1963 in Brüssel geborene Künstlerin einst Schauspielerin werden, "als Jugendliche hat mich nichts so sehr beeinflusst wie Film", erzählte Torfs. Auf ihren bisher einzigen Spielfilm "Zyklus von Kleinigkeiten" (1998) (nach Konversationsheften von Ludwig van Beethoven) folgten Kunstwerke, die teilweise filmisch verarbeitet sind. Ihr persönliches Herzstück scheint das fotografische Remake von Roberto Rossellinis "Viaggio in Italia" (1954) zu sein: Zu der Diainstallation "Displacement" inspirierte sie die karge Insellandschaft Gotland.
Die Ausstellung "ALBUM/TRACKS B" - in Anspielung auf ein leeres, zu füllendes Fotoalbum, und den Spuren, also "tracks", denen Torfs in ihren Arbeiten folgt - wird durch eine Schau in der K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf ergänzt. Erstmals zu sehen sind Torfs neue fotografische Serien "Family Plot #1" und "#2", die sich auf die westliche Klassifizierung und die Namensgebung in der Botanik beziehen. So wird auf einem großformatigen Siebdruck "die Welt des George Washington" mit Hilfe seines Lebenswegs, Bildern und einer Weltkarte aufgezeigt, und schließlich der Schluss zu seinem individuellen Pflanzennamen, "Washington robusta", gezogen. Dass Torfs auch Humor in ihre Werke einbringt, zeigt die weitere Beschreibung der außergewöhnlichen Pflanze: "Spezies mit bisexuellen, reproduktiven Elemente". (APA)
Filmvorführung "Zyklus von Kleinigkeiten" am 3. September um 18 Uhr
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