Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte

Ironischer Autismus

Die Generali Foundation zeigt Anna Oppermanns "Ensembles"
Illustration
- „Porträt Herr S.“ von Anna Oppermann.  Foto: Elke Walford/Nachlass/Generali Foundation

„Porträt Herr S.“ von Anna Oppermann. Foto: Elke Walford/Nachlass/Generali Foundation

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Die Ausstellung von sieben Installationen der bekannten deutschen Künstlerin Anna Oppermann (1940–1993) ist ein würdiger Abschied für die Generali Foundation und ihre geistige Mutter Sabine Breitwieser. Kulturszene und Kunstberichterstattung sind sich einig, dass die Zusammenlegung von Bawag- und Generali Foundation zum "Foundation(s)Quartier" in der Wiedner Hauptstraße einen großen Verlust für Wien bedeuten. Wieder einmal wird am falschen Platz gespart, und durch den Abgang der Leiterin verliert die Kunstsammlung der Generali wahrscheinlich ihre Qualitätsgarantie in Sachen Ankauf. Breitwieser hat kuratorische Angebote in Barcelona und dem Museum of Modern Art in New York – in Wien wird sie fehlen.

Die Eigenart des Werks von Anna Oppermann zwischen Konzept, Raumkunst, Malerei und Fotografie ist auf der ständigen Veränderung von Fundstücken und themenbezogenen Kunstwerken aufgebaut. Diese Prozesse präsentierte sie als "Ensembles".

Oppermanns Arbeiten sind unsigniert und dem Betrachter schwer vermittelbar. Genau mit dieser Problematik setzte sich Anna Oppermann in einem Zyklus von comic-artigen Zeichnungen auseinander, stets begleitet von Selbstironie und politischen wie feministischen Reflexionen und daher schon in den 70er Jahren ihrer Zeit voraus.

Erst heute, über die konzeptuellen Anliegen einer jungen Kunstszene, sind ihre über Raumecken ausufernden Ansammlungen von Wort und Bild besser verständlich. Sie integrieren auch die Kommentare der Besucher wie: "autistisch" oder gute Ratschläge wie: "Machen Sie es doch nicht so schwer."

Oppermann schaffte trotz ihrer Sprödigkeit den Sprung in den Kunstolymp: Sie war zweimal auf der Documenta eingeladen, zweimal nahm sie an der Biennale in Venedig teil; ihre Heimatstadt Hamburg gab ihr eine Professur, danach folgte sie dem Ruf nach Wuppertal, schließlich nach Berlin. Werner Hofmann engagierte sie schon 1985 für eine Dauerinstallation in der Hamburger Kunsthalle.

Anna Oppermann.
Ensembles 1968-1992
Generali Foundation
Zu sehen bis 16. Dezember
Interaktionskunst.

Donnerstag, 27. September 2007


Wiener Zeitung · 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Mail: online@wienerzeitung.at