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24.11.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung | ||
Plötzlich nur mehr Monroe-Poster | ||
Was ist ein echter Warhol? Und wer entscheidet darüber? | ||
Ein
Warhol-Werk gilt als gutes Investment. 250 Prozent Wertsteigerung in
zehn Jahren, das ist ein guter Schnitt, nicht nur in Kunstmarkt-, auch
in Börsekategorien. Allerdings kann die Sache auch schiefgehen: Etwa
für die Eigentümer jener 284 Marilyn-Monroe-Bilder, die 2003 plötzlich
nicht mehr als "echte" Warhols galten. Schuld daran: Das Andy Warhol
Authentication Board, ein Anhängsel der Andy Warhol Foundation for the
Visual Arts in New York, die 1987, gleich nach Warhols Tod, gegründet
wurde. Es entscheidet, ob ein Bild als echt oder gefälscht gilt.
Und diese Entscheidung kann durchaus anders
ausfallen als früher: So gab es von den berühmten Siebdruck-Serien
Marilyn Monroes (1962) statt 300 plötzlich nur mehr 16 echte. 1991
schrieben zwei "Factory"-Archivisten der "Foundation", Warhol habe 140
Benjamin-Franklin-Porträts gemalt - sie meinten 14.000 Pfund in
Tausendernoten. Im Ernst verlor der englische Filmproduzent Joe Simons
auf einen Schlag 195.000 Dollar, weil das Board ein
Siebdruck-Selbstporträt für unecht erklärt hatte - damit war es nicht
viel mehr wert als ein Poster aus dem Kaufhaus. Dabei hatte der frühere
Präsident der Foundation einst die Echtheit des Werks bestätigt. Kein
Wunder, dass das Board heftig kritisiert wird. Tenor: Was bedeutet beim
Künstler der tausend Kopien schon "echt"? Welchen Stellenwert hat eine
Signatur des Künstlers, wenn Warhol in der "Factory" Serienproduktionen
anzettelte und selbst keinen Finger rührte? Auch die Unberechenbarkeit
der Entscheidung wird getadelt. Denn die Vertreter des Boards wollen
keine Auskunft über Echtheitsmerkmale geben. "Das würde die Herstellung
von Fälschungen erleichtern", argumentieren sie. Ziel ist es wohl, die
Preise hoch zu halten. Wie viel drin ist? Den Höchstpreis erzielte 1998
ein orangefarbener Marilyn-Siebdruck: Er wurde um 18 Millionen Dollar
ersteigert. tom
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