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03.04.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
Galerie Krinzinger: unterschwellig - Galerie Franzke: amüsant

kunstraum

Ein Leichenschmaus, eine Hochzeit oder Vaters Geburtstag sind die familiären Tafelrunden, die Hans Op de Beeck in seinen Video- und Fotopanoramen fixiert. Das ganze Spektrum zwischenmenschlicher Beziehungen, vom fürsorglichen aber auch bevormundende Umgang miteinander, über fiese Sticheleien, offenkundige Ablehnung bis hin zu Gleichgültigkeit, ist hier mit einem merkwürdig intensiven Ausdruck der Vereinzelung dargestellt, der jeden Akteur isoliert erscheinen lässt. Vor allem in den Videos kommt einem durch Slow Motion und die dadurch ins Groteske verfremdete Tonspur das Gruseln (16.500 Euro). Der Belgier, Jahrgang 1969, ist ganz offensichtlich an der Demontage vom heilen Familienleben interessiert. Die eisern gewahrte bürgerliche Fassade droht hier unter dem Druck einer unbestimmten, noch unausgesprochenen, aber furchtbaren Wahrheit zu zerbröckeln. Das Fest ist vorüber: in einem der stuckverzierten Räume der Galerie - idealer könnte die Umgebung für dieses Setting gar nicht sein - führt uns der Künstler die monströsen Überreste eines belgischen Leichenschmauses (Kaffee und Kuchen) vor. Ein übergroßer Tisch und übergroße Stühle, riesige Tassen und Teller, ein überquellender Aschenbecher sowie Reste groß dimensionierter Süßspeisen lassen die gefühlsmäßige Ausgelaugtheit nachvollziehen, bei der sich so mancher wohl vor allem in Selbstdisziplinierung geübt hat. Denn trotz der Unordnung strahlt die nahezu ganz in weiß gehaltene Installation vor allem eines aus: emotionale Kälte. In den Gesichtern der Partygäste, die Op de Beeck in einer Reihe von Zeichnungen porträtiert hat, spiegeln sich Leere und Erschöpfung wider (2200 €). In dieser Zusammenführung unterschiedlicher Medien zeigt der Künstler letztendlich, wie gut er es beherrscht, Alltägliches ins Unbehagliche zu kippen. (Bis 22. 4., Seilerstätte 16, Wien 1).

Galerie Franzke: amüsant

In einem Hinterhof in der Wiener Innenstadt haben sich vor mittlerweile gut einem Jahr Sabine und Harald Franzke mit ihrer Galerie angesiedelt. Noch nicht ausreichend bekannten Künstlern sowie "emerging artists" will man hier eine Plattform bieten. Mit farbstarkem Öl auf Leinwand bespielt zurzeit die Salzburgerin Lisa Kunit (*1966) dieses Kunstterrain. Ihre stilistischen und thematischen Ansätze gehen dabei den mannigfachen Ausdrucksmöglichkeiten der Malerei auf den Grund. Sie reichen von recht traditionell anmutenden Porträts ("Es wird einmal ein Wunder geschehen", 1650 €) bis hin zu abstrahierten Landschaftsbildern ("Licht am Rande des Wassers", 4200 €). Amüsanten Anspielungen auf den Ästhetikkonsum begegnen wir, wenn die Künstlerin das Konterfei Van Goghs auf Molino bannt und mit dem Titel "IKEA Carpet" versieht. (Bis 15. 4., Himmelpfortgasse 15, Wien 1) Manisha Jothady

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