Ein Leben für die Kunst

Edelbert Köb, der Vorarlberger Kunstprofessor und Kunstmanager, steht ab 2002 an der Spitze des MUMOK in Wien.


"Ich freue ich sehr über diese Entscheidung", sagt ein sichtlich gelöster Edelbert Köb. Der ehemalige Leiter des Kunsthauses Bregenz, langjähriger Secessions-Präsident und seit 25 Jahren Professor an der Kunstakademie in Wien, ist am Freitag von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer als neuer Geschäftsführer des Museums moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MUMOK) vorgestellt worden. Der 59-Jährige wird die Nachfolge des scheidenden Direktors Lorand Hegyi mit 1. Jänner 2002 antreten und damit auch das neue Haus im Museumsquartier, das am 15. September mit einer "Best of"-Schau eröffnet wird, als wissenschaftliche Anstalt vollrechtsfähig leiten. Hegyi hatte im Frühjahr aus Protest gegen diese Ausgliederung seinen Rücktritt erklärt.

Managementqualitäten

Ausschlaggebend für die Entscheidung der international besetzten Begutachtungskommission, die am Mittwoch nach den Hearings mit vier geladenen Bewerbern einstimmig für Köb votiert hatte, war - so Ministerin Gehrer -, dass mit Edelbert Köb "künstlerische Kompetenz mit Managementqualitäten und kreativem Geschäftssinn verbunden sind". Es sei ihr ein besonderes Anliegen, gerade im Personalbereich rechtzeitig Weichen zu stellen. Der neue Geschäftsführer werde in Absprache mit Direktor Lorand Hegyi, der seinen bis 31. Dezember 2001 laufenden Vertrag nicht mehr verlängern wollte, bereits vor 2002 mitarbeiten, damit ein "nahtloser Übergang erfolgen" könne.

Edelbert Köb mit BM Gehrer / ©Bild: APA
Edelbert Köb mit BM Gehrer / ©Bild: APA

"Wenn man sich auf dieses Prozedere von Bewerbung und Hearing einlässt, ist es natürlich besonders erfreulich, wenn die Entscheidung dann zu den eigenen Gunsten ausfällt", freut sich Edelbert Köb über seine Bestellung. Im übrigen glaube er, dass er wie nur wenige Mitbewerber die geforderten Voraussetzungen, die unter anderem die Erfahrung in der Leitung einer vergleichbaren Institution eingeschlossen hatten, mitgebracht habe. Unter den Mitbietern waren die Kuratorin Barbara Steffen, ehemalige Assistentin von Guggenheim-Chef Thomas Krens, Hubert Salden, Direktor der Kunsthalle von Hall in Tirol, sowie Radiomacher Wolfgang Kos, Gründer des auditiven Pop-Museums.

Publikum zurückerobern

©Bild: APA
©Bild: APA

Der designierte Nachfolger Köb sieht seine Aufgabe darin, einen neuen Schwerpunkt auf aktuelle Kunst zu legen. Ein weiterer Schwerpunkt: die Rückeroberung der dem Museum zustehenden Themenführerschaft, habe doch das MUMOK "in den letzten Jahrzehnten ein bisserl die Gunst des Publikums verloren". Da werde es gelten, im neuen Haus und in einer mit der Eröffnung des Museumsquartiers neuen Konkurrenzsituation mit einem strategischen Programm verschiedene Felder zu besetzen.

Auf publikumswirksame Namen im klassischen Bereich werde man da nicht verzichten können (Köb erinnerte hier daran, dass Wien etwa noch nie eine Gerhard-Richter-Ausstellung hatte), ebenso wie auf den Einstieg in Kunsttheorie und in den aktuellen Kunstdiskurs. Zwar habe Wien da endlich aufgeholt - Köb verwies hier auf sehr aktive Hochschulen - aber man könnte "vielleicht Synergien schaffen". Etwa bei der Diskussion von Kunstfilm und Filmkunst, wie sie heuer von der Viennale thematisiert wird, könnte sich Köb vorstellen, dass das Museum der Ort wäre, wo ein solches Thema abgehandelt wird. Auch der Diskurs um die Dokumentation in der zeitgenössischen Kunst wäre ein Thema, das das Museum führend behandeln könnte.

Keine Liebhabereien

©Bild: APA
©Bild: APA
Köb betonte, dass man das Museum "nicht als Spielwiese für Liebhabereien" missverstehen dürfe, sondern seriöse Museumsarbeit natürlich auch auf der vorhandenen Sammlung aufbauen müsse und "ein geschickter Mittelweg" zwischen Sammlung und Ausstellungstätigkeit zu finden sei. "Die Sammlungsgeschichte ist zu respektieren", betont Köb. Beim weiteren Ausbau der Sammlung sollten daher die vorhandenen Schwerpunkte betont und neue Schwerpunkte geschaffen werden. Eine Sammlungstätigkeit, die "nicht so sehr in die Breite" gehe, würden auch die heutigen Marktpreise anraten. Wobei Köb darauf verweisen kann, dass im internationalen Vergleich es durchaus renommierte Häuser gibt, die das MUMOK um sein Ankaufsbudget beneiden. Dank der Zuwendungen der Österreichischen Stiftung Ludwig stehen dafür 20 Millionen Schilling zur Verfügung, das Budget für das Jahr 2002 bezifferte Sektionschef Rudolf Wran mit 101 Millionen Schilling. Der Vertrag mit dem neuen Geschäftsführer läuft auf fünf Jahre.

Ungeliebtes MUMOK

"Nicht begeistert" zeigte sich Köb letztlich bei Nachfrage von dem neuen Namen "MUMOK". Er hoffe, dass es noch nicht zu spät sei, darüber noch einmal ausführlich zu diskutieren.

Köbs Werdegang

Geboren wurde Edelbert Köb 1942 in Bregenz, er studierte von 1961 bis 1965 Malerei und Grafik sowie Kunsterziehung an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Seit 1974 ist er Professor für Werkerziehung und Leiter des Instituts für Werkerziehung an der Akademie. Von 1985 bis 1995 und von 1997 bis Anfang 2001 war er auch deren Prorektor. 1982 bis 1991 war Köb Präsident der Wiener Secession, von 1990 bis 2000 leitete er höchst erfolgreich das neu geschaffene Kunsthaus Bregenz.

Köb hat darüber hinaus zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland kuratiert, zuletzt die Max-Weiler-Retrospektive 1999 im Künstlerhaus und der Akademie Wien, und den österreichischen Beitrag zu der vor wenigen Tagen eröffneten Mailänder Ausstellung "Anteprima Bovisa". An der Wiener Akademie der bildenden Künste war er bei der Rektorswahl vor wenigen Monaten dem deutschen Kunsttheoretiker Boris Groys unterlegen bzw. hatte seine Bewerbung vor dem letzten Wahlgang zurückgezogen. Köb ist außerdem seit Jänner Mitglied des Bundes-Beirats für bildende Kunst.

Radio …sterreich 1