Salzburger Nachrichten am 10. Juli 2003 - Bereich: kultur
GALERIENBLICK

GALERIENBLICK

In der Fremde

Von Karl Valentin stammt der klassische Satz: "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde." Kaum ein anderer hat über die Fremdenproblematik so tiefsinnig nachgedacht wie Karl Valentin. Die Performancekünstlerin Carola Dertnig, die aus Innsbruck stammt, ließ sich von ihm anregen. Sie selbst hat Fremdenerfahrung während eines siebenjährigen Aufenthalts in New York gemacht. Allerdings keine drastische Fremdenerfahrung, wie sie selbst sagt, denn als Europäerin zählte sie in New York eher zu den privilegierten Fremden.

In der Reihe "Handlungsräume" wird nun im Kabinett des Salzburger Künstlerhauses das dreiminütige Video "Stangers" von Carola Dertnig gezeigt. Sie selbst spielt darin die Hauptrolle als eine Fremde, die am Wiener Westbahnhof ankommt. Einen gelben Koffer hinter sich herziehend, gelangt sie in die Halle, während sie mit einem Handy telefoniert oder einen Monolog spricht. Aus ihrer Hose schlüpft ein rotes Ding (Strumpfhose?), jemand tritt auf das Ende und das rote Ding wird, während die Frau telefonierend durch die Halle geht, immer länger, wird für die anderen Menschen zu einer Barriere und irritiert die in der Halle hin und her eilenden Menschen sehr.

Die junge Frau macht sich zur Außenseiterin unter "Fremden", schützt sich aber zugleich und schafft sich einen Privatraum, indem sie telefoniert, also mit jemandem, der ihr vertraut ist, verbunden ist. Bis 10. August wird das Video vorgeführt. W.TH.