Salzburger Nachrichten am 11. April 2003 - Bereich: kultur
Ausgehend von den Formprinzipien der Natur

Porträt des in Salzburg lebenden Bildhauers Zsoltan Pap - Der gestalterische Weg von der Fläche zum räumlichen Gebilde

Vor zwanzig Jahren kam der Bildhauer Zsoltan Pap nach Österreich. In Salzburg Fuß zu fassen war nicht gerade einfach. Zunächst war nicht daran zu denken, die Existenz mit Arbeiten zu sichern, die auf eigenen Ideen basieren. Der Bildhauer hat die Schwierigkeit, dass er sehr viel in das verwendete Material investieren muss und dass er im Unterschied zu anderen Sparten in der bildenden Kunst nicht so leicht zu Ausstellungen kommen kann. Pap hatte aber an der Akademie für angewandte Kunst in Budapest eine so breite und solide Ausbildung absolviert, dass er im Stande war, sich auch anders über Wasser zu halten. So arbeitete er anfangs als Goldschmied. Es war ein Prinzip der Ausbildung, dass die Basis für den künstlerischen Ausdruck eine gute Kenntnis der handwerklichen Abläufe voraussetzt.

Kupferblech als ein ideales Material

Die Hoffnung, sich im Westen rasch durchsetzen zu können, hat sich nicht erfüllt, es bedurfte sehr großer Zähigkeit und Konsequenz, um allmählich auch hier Anerkennung zu finden. Ein Höhepunkt in seiner Karriere war der Sieg in einem internationalen Wettbewerb zur Gestaltung von 16 Säulen im Völkerbundpalast in Genf gewesen. Pap umhüllte diese Säulen mit Elementen aus getriebenem Blech.

Er hat mehrere gestalterische Ansätze entwickelt. Der eine betrifft die Ausbildung einer ganz bestimmten Symbolsprache, wenn es um den Ausdruck einer Idee geht, mit der sich beispielsweise eine Institution oder eine Einzelperson hervortun möchte. Gerade in dieser Hinsicht erleben wir im Allgemeinen viel Kitsch und größte formale Unsicherheiten.

Man muss sich oft wundern, wie weit in dieser Hinsicht selbst international agierende Konzerne neben befriedigenden Lösungen liegen. Bei Pap dagegen überzeugt der Weg, den er für die Umsetzung einer übergeordneten Idee in den formalen Ausdruck gefunden hat. Eine Serie von kräftig durchgebildeten "Plaketten" in ansehnlichem Format spricht dafür.

Die wichtigste künstlerische Methode für Pap, eine, die seine ganz persönliche Note auszumachen scheint, ist der Umgang mit Kupferblech. Mit diesem Ausgangsmaterial entstehen Skulpturen. Mit dem zweidimensionalen Material erschließt er sich eine räumliche Gestalt. Auch hier spielt das Handwerk eine große Rolle. Am Anfang stehen Entwurfsskizzen. Dann wird ein Modell der Skulptur aus Papier gefertigt. Schließlich kommt es zur Umsetzung des Modells in Metall, wobei die einzelnen Teile geschweißt werden. Das Resultat unterscheidet sich von einer herkömmlichen kompakten Plastik aus Bronze durch eine originelle Leichtigkeit und Luftigkeit. Es sind filigrane Gebilde, die Verletzlichkeit und Sensiblität signalisieren.

Als ein Beispiel sei die "Darstellung" eines Flusses genannt. Wie soll man sich die Plastik eines Flusses vorstellen. Pap hat ihn als ein spezielles Relief gestaltet. Das Ufer erscheint wie mit Bohlen befestigt, und das Wasser strömt in einer komplizierten Wellenstruktur wie ein Band an diesen Bohlen vorbei. Selbstverständlich sind die engeren und weiteren Schwingungen der Wellen aus Blech, und sie ergeben einen verblüffenden Effekt. Die dritte, viel versprechende Methode, die sich wohl erst im Experimentierstadium befindet, geht von einem feinen, fadenähnlichen Draht als Gestaltungsmittel aus. Pap fertigt zunächst ähnlich wie jemand, der modellieren will, eine tragende Konstruktion und formt dann mit gespinstartigen Verdichtungen dieser metallenen "Wolle" ein plastisches Gebilde. Bis jetzt existieren Versuche im kleinen Format. Gewiss sind auch monumentalere Lö-sungen denkbar.

Verschiedenheit der gestalterischen Ansätze

Die Inspiration für seine Arbeit bezieht Pap aus der Natur. Aber nie ist es so, dass er auf bloße Abbildung aus wäre. Es geht ihm um in der Natur sichtbare Prinzipien, die sich auf die Kunst übertragen lassen. Stellt sich ein unlösbares Problem, unterbricht er und liest. Bei der Lektüre stellt sich die Idee für die Weiterarbeit dann plötzlich ein.

Mehrere Arbeiten Paps befinden sich im öffentlichen Raum, so das Salzburger Zigeunerdenkmal, zwei große "Protestbäume" im Flughafen, ein Springbrunnen im Gelände des Landeskrankenhauses und anderes, was sich aus der Teilnahme an Wettbewerben ergab. Er gestaltete den Nike-Preis gegen Ausgrenzung und Intoleranz. Wohndesign ist ein Bereich, auf den er immer wieder zurück kommt. Bei aller Vielfalt des Werks gibt es eine starke Klammer. Der Formwille wird von Idee und Material bestimmt.

WERNER THUSWALDNER

Im Haus Tauxgasse 15a in Salzburg wird heute, Freitag, um 16 Uhr eine Werkschau von Zsoltan Pap eröffnet. Sie bleibt bis einschließlich Sonntag geöffnet.