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Zur schönen Aussicht

Nicht nur ein "Jahr der Berge", sondern ein ganzes Jahrhundert Bergpanoramen stellt eine Ausstellung im Meraner Kunsthaus vor.


Von E. MORODER
MERAN. Die Auffassung der Künstler veränderte sich naturgemäß im Lauf der letzten hundert Jahre, nicht zuletzt durch die Fotografie. Dies belegen frühe Fotodokumente, die noch von ähnlich mystischem Geist durchzogen sind wie Segantinis Landschaftsidyllen.

Giovanni Giacometti verklärt die wilde Schönheit fast zum Heiligtum. Boeckl setzt dem "Erzberg" ein vitales Denkmal, Sironi dem Berg an sich. Max Weiler verinnerlicht die Naturschau in malerischer Form, Peter Fellin plastisch, Gerhard Richter konzentriert den Piz Sella zur glänzenden Stahlkugel. Immer wieder treten konzeptuelle Querverbindungen auf wie in Lois Weinbergers moosbewachsenem Kanalrohr.

Visuell dehnen sich Gappmayrs Buchstaben über die Wandfläche und beschwören "stille" am Berg. Weiners "Bildhauerei" zieht sich ebenso in die Vorstellung zurück. Richard Longs Land-art wird in Fotodokumenten vermittelt. Walter Pichlers Entwürfe wirken ebenso streng wie die Felswände ringsum.

Ironisch verarbeiten spätere Künstlergenerationen den Berg als ausgereizte Kulisse: Federle im Stil der abstrakten Expression, Not Vital im symbolischen Einklang Mensch-Natur. Caramelle lässt das Panorama selbst vorbei marschieren, Förg verwandelt dicht stehende Bäume in seine abstrakten Gitterbilder. Fotoarbeiten von Walter Niedermayr und Margherita Spiluttini halten mehr als nur Zustände fest. Monica Studer und Christoph van den Berg konstruieren am PC ihr virtuelles Panorama.
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Kunst Meran im Haus der Sparkasse, bis 9. März, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
2003-02-02 18:54:14