Ein Kämpfer für Schiele

"In meiner Sammlung sind mehr Schiele-Gemälde enthalten, als in allen Museen der Welt", meint der stolze Sammler Rudolf Leopold.


"Wege und Wandlungen bestätigen seine Kunst als etwas lebendig Gewachsenes, das sich nicht wie Vorausberechnetes auf eine alles andere ausschließende Richtung begrenzen lässt. Ihm war es ja nicht um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, sondern um die Kunst schlechthin zu tun. Darum schrieb er auch auf ein Aquarell 'Kunst kann nicht modern sein, Kunst ist urewig'", so der Sammler, international anerkannte Kunstexperte und nunmehrige Museumsdirektor Rudolf Leopold über Egon Schiele.

Rudolf Leopold bei der Hängung
Rudolf Leopold bei der Hängung

Die nach dem Kriegsende entstandene Sammlung, die 1994 von der Republik Österreich mit Unterstützung der Österreichischen Nationalbank in eine Privatstiftung übergeführt wurde, hat nun im "Leopold Museum" innerhalb des neuen Museumsquartiers eine Heimstatt gefunden.

Wider das Vorurteil

Die Anfänge der Sammlung Leopold liegen in der Nachkriegszeit. Nach Ablegung des ersten medizinischen Rigorosums begann Rudolf Leopold auch Vorlesungen der Kunstgeschichte zu besuchen und zugleich Bilder und Kunstobjekte zu sammeln. Vor allem die Werke Egon Schieles faszinierten ihn.

Dabei kümmerten ihn weder das abschätzige Urteil der meisten österreichischen Kunsthistoriker noch das damalige Desinteresse fast aller ausländischen Experten, die Schiele nur als "lokales" Talent sahen. Denn nicht wenige fanden Schieles Werke pornografisch oder sogar "entartet".

Durchbruch für Schiele

1955 stellte Leopold für eine Ausstellung moderner österreichischer Kunst im Stedelijk-Museum in Amsterdam und in Eindhoven eine von den damaligen Usancen abweichende Auswahl der Werke Schieles zusammen: es war der erste große internationale Erfolg für das Werk Schieles. Mit einem Schlag rückte der bisher unbekannte Maler in die erste Reihe der europäischen Künstler.

Schieles
Schieles "Trauernde Frau" bei der Hängung

Hatten frühere Bemühungen um Schiele in den USA kaum Erfolg gezeigt, war nun der Boden dafür in Europa vorbereitet. Das Museum of Modern Art in New York erwarb zum erstenmal Aquarelle von Egon Schiele.

Weitere Ausstellungen

Zunächst versuchte Rudolf Leopold durch weitere Ausstellungen, Schiele die ihm gebührende Anerkennung zu verschaffen: 1963 im Museum-Ferdinandeum in Innsbruck, 1964 im Marlborough Fine Art Gallery in London. Der wesentliche Teil der dort gezeigten Schiele-Arbeiten wurde 1965 zusammen mit Werken Gustav Klimts im New Yorker Guggenheim Museum gezeigt. 1968 folgten drei Ausstellungen zum 50. Todestag Schieles in Wien, 1975 eine große Schau im Münchner Haus der Kunst.

Erste Monografie

Im Jahre 1959 verfasste Leopold seinen ersten Aufsatz über Schiele. Von 1968 bis 1971 arbeitete er an seiner großen Schiele-Monografie, die ein kritisches Werkverzeichnis und erstmals einen genauen Motivnachweis enthält. Diese Monografie ist für die Schiele-Forschung eine unverzichtbare wissenschaftliche Grundlage.

Von Wuppertal bis New York

1989 bis 1991 wurde die von Leopold zusammengestellte Schau "Egon Schiele und seine Zeit" mit großem Erfolg in Zürich, Wien, München, Wuppertal und London gezeigt. 1995/96 stellte Rudolf Leopold 152 von ihm ausgewählte Werke Schieles erfolgreich in Tübingen, Düsseldorf und Hamburg aus.

Die gleiche Auswahl wurde 1997 in der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum in Graz, im "Museum of Modern Art" in New York und im Picasso-Museum in Barcelona gezeigt. Im Herbst 1998 wurde eine Ausstellung mit dem Titel: "Menschenbilder, Egon Schiele und seine Zeit" in Innsbruck präsentiert.

Leopold-Museum-Privatstiftung

Die letzten Ausstellungen veranstaltete Rudolf Leopold bereits im Namen der 1994 von dem Stifter Leopold und der Republik Österreich mit Hilfe der Österreichischen Nationalbank gegründeten Leopold-Museum-Privatstiftung, in die er selbst den größeren Teil der Kunstwerke als Schenkung eingebracht hat. Das Ziel der Stiftung ist es, diese umfassende Sammlung durch den Museumsneubau der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Malerei des 20. Jahrhunderts

Sammlung Leopold bei der Hängung
Sammlung Leopold bei der Hängung

Der Schwerpunkt der insgesamt 5270 Arbeiten umfassenden Sammlung Leopold ist die österreichische Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie umfasst Hauptwerke von Egon Schiele, Gustav Klimt, Richard Gerstl, Alfred Kubin, Albin Egger-Lienz, Kolo Moser, Oskar Kokoschka, Anton Faistauer, Anton Kolig, Herbert Boeckl und Wilhelm Thöny.

Darüber hinaus verfügt sie über zahlreiche bedeutende Werke des 19. Jahrhunderts und der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, sowie außereuropäische Kunstobjekte aus Schwarzafrika, Ozeanien und dem fernen Osten.

Zunächst Medizin-Studium

Rudolf Leopold wurde am 1. März 1925 in Wien geboren. Wo er auch das Gymnasium und die Oberschule besuchte. 1943 legte er die Reifeprüfung ab. Nach dem Krieg studierte er zunächst Medizin an der Wiener Universität und promovierte 1953 zum Doktor der gesamten Heilkunde.

Für seine Leistungen auf dem Gebiet der bildenden Kunst erhielt Rudolf Leopold 1982 den Berufstitel Professor und wurde 1997 mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

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Link: Leopold Museum

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