Gegen.Bilder | |
Zu Arnulf Rainers 70. Geburtstag widmet das Kunstforum Wien dem Maler eine große Retrospektive, die die künstlerische Entwicklung des Malers aufzeigt. Sabine Oppolzer hat mit Rainer über den Kunstmarkt und das Sammeln von Kunst gesprochen.
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Mit Übermalungen und Körperbildern hat
der junge Arnulf Rainer Aufsehen erregt. Heute gilt er als einer der
führenden Vertreter der zeitgenössischen Kunst. Das Wiener Kunstforum
widmet dem Maler unter dem Titel "Gegen.Bilder" eine Retrospektive zum 70.
Geburtstag, den Rainer am 8. Dezember des Vorjahres gefeiert hat. In
chronologischer Folge zeigt die Ausstellung anhand von 180 Werken die
künstlerische Entwicklung des Malers vom surrealistisch-figurativen
Frühwerk über die Übermalungen und Kruzifikationen bis hin zu den jüngst
entstandenen "Schleierbildern". Kunst und Himmelfahrt
Ausstellungen waren in den letzten Jahren keine Seltenheit und wurden in New York, Paris, Brüssel und Amsterdam gezeigt. Und Arnulf Rainer hat kürzlich unter einer lebensbedrohenden Krankheit gelitten. Denn, die einzig dauerhafte Wertsteigerung gewährleiste der Tod, wie Arnulf Rainer zynisch anmerkt: "Der Wert eines Bildes steigt vor allem dann, wenn der Künstler eine Himmelfahrt hat. Ich bin ja zum Beispiel schon relativ alt und wenn ich abkratze, dann steigen die Bilder. Kurz davor, wenn ich schon ein bisschen krank bin, dann erkundigt sich schon jeder und dann wird gekauft." "Kunst ist kein Waschmittel" Wie auf allen anderen Märkten bestimmt auch am Kunstmarkt das Angebot
die Nachfrage. So seien seine älteren Bilder teurer, sagt Rainer, weil sie
von den Sammlern vom Markt genommen würden. Und die neuen Bilder seien die
billigsten, weil es sehr viele davon gäbe. Allen landläufigen Meinungen zum Trotz würden Verkausstrategien am
Kunstmarkt völlig überschätzt, wie der Galerist John Sailer, der Arnulf
Rainer von Anfang an begleitet hat, meint: "Ich glaube nicht, dass
Marketingstrategien eine wirkliche Rolle in der Kunst spielen. Kunst ist
kein Waschmittel. Es ist auch keine Aktie und daher gelten ganz andere
Regeln. Unser wichtiges Anliegen ist es, Menschen zu finden, die sich
wirklich für Kunst interessieren, die eine echte Beziehung zur Kunst
herstellen können." Denn andernfalls würden Kunstwerke zu
Spekulationszwecken sofort wieder verkauft, was dann enorme
Marktunsicherheit mit raschem Auf und Ab der Preise nach sich zöge. Das wahre Gesetz des Kunstmarktes Wie man in der Welt der Aktien Aktieninhaber schätzt, die nicht auf
jede Kursschwankung reagieren, so bevorzugt man auch am Kunstmarkt
Sammler, die ihre Bilder lange behalten. Kunstinvestmentberater, die die
Leute veranlassen, Kunstwerke als reine Geldanlage zu erwerben, schätzen
weder Künstler noch Galeristen. "Wenn es einen Generationenwechsel gibt,
dann kommen die Kunstwerke wieder auf den Markt, weil die Erben das nicht
verstehen. Zumindest bei meiner Kunst ist es so: Wer nicht selber bezahlt
hat, versteht die Bilder nicht", so definiert Arnulf Rainer das wahre
Gesetz des Kunstmarktes. Um neue Kunstliebhaber- und sammler heranzubilden, setzen John Sailer und Arnulf Rainer als einzig sinnvolle Strategie weiterhin auf große Museumsausstellungen. In diesem Sinn lässt sie auch die Ausstellung im Kunstforum Bank Austria auf kontinuierlich weiter steigende Preise hoffen. Die Schau zum 70. Geburtstag des Künstlers, den er am 8. Dezember 1999 feierte, ist bis zum 13. August im Bank Austria Kunstforum zu sehen. | ||||