Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte

Im Bikini ins Schaulager?

Will viel: MAK-Direktor Peter Noever. Foto: Elfie Semotan

Will viel: MAK-Direktor Peter Noever. Foto: Elfie Semotan

Aufzählung Hochfliegende Pläne im MAK: Museum will 9000 Quadratmeter mehr.
Aufzählung Große Asien- Ausstellungen 2009.

Wien. (bbb) Unter dem Titel "Gnadenlos. Visionär" gelang es Peter Noever, Direktor des Museums für angewandte Kunst (MAK), auf seiner Jahrespressekonferenz, tatsächlich mit adäquaten Überraschungen aufzuwarten. Jedoch: Nicht im Ausstellungsprogramm für 2009 liegt die Würze, sondern in Noevers Vision einer Entgrenzung des Hauses gegen die "verlotterte Welt der Dekoration".

"Kunst sprengt die Außenmauern des Museums": Dieses Motto bezieht sich einerseits auf einen möglichen Ausbau des Dachgeschoßes des MAK am Stubenring, andererseits auf eine Glasgalerie, die sich quer über den Wienfluss erstrecken soll. Und drittens expandiert man – zumindest in der Fantasie – bereits flussabwärts bis zu einer von Michael Embacher geplanten Umgestaltung des Hermannparks am Donaukanal hinter der Urania.

Dort will man ein Schaulager errichten; auch ein Badeschiff, ein Kran und Container sind in die Machbarkeits-Studie für diesen "MAK-Terminal" eingebunden, der Sandstrand müsste weichen. Allein: Wie die insgesamt 9000-Quadratmeter-Erweiterung finanziert werden soll, ist unklar.

Vielleicht, so könnten Beobachter ironisch mutmaßen, treten Museumsdirektoren ja künftig als Ankurbler der maroden Bauwirtschaft an. Am unteren Wienfluss könnte sich unter diesen Vorzeichen ein für Touristen, aber auch Museumsbeamte attraktiver Gondolieredienst etablieren, der die MAK-Schnittstellen verbindet. Mit an Boot des Projekts sind derzeit jedenfalls die Firmen Verbund und "departure".

In den "MAK-Terminal", der für Denkmalschützer und Restauratoren wohl gefährlich knapp über dem Flussbett angesiedelt sein dürfte, wünscht sich Noever nur die jüngste Kunst – sollte der "Terminal" wahr werden, dürfte an heißen Sommertagen ein Besuch im Bikini vom Badeschiff aus möglich sein.

Nordkorea zu Besuch

Der Dachgeschoß-Ausbau soll hauptsächlich Architekturexponate des 20. und 21. Jahrhunderts beheimaten. Gerüchte im Vorfeld, wonach es durch das Projekt zur Aufgabe der Pläne kommen könnte, die den Gefechtsturms Arenbergpark betreffen, erweisen sich als falsch: Auch dort ist die Utopie der Realisierung nicht gestorben.

Im Ausstellungsbereich finden sich 2009 zwei Großveranstaltungen aus dem fernen Osten: "Global:Lab. Kunst als Botschaft. Asien und Europa 1500–1700" beleuchtet historische Kommunikation als wechselseitige Entdeckungsreise. Dem Menschen als Mittelpunkt der europäischen Kunstauffassung stehen Ornament und Erzählung im Orient und Symbol und Landschaft in Ostasien gegenüber.

Im Dezember läuft eine offizielle Werkschau der Kunst Nordkoreas an: Das Nationalmuseum von Pjöngjang wird MAK-Besuchern eine Lektion in sozialistischem Realismus unter dem Titel "Blumen für Kim Il-Sung" erteilen.

Sicher weniger Debatten dürften die postkolonialistischen Statements in der Galerie von Georges Adéagbo und Rainer Ganahl auslösen, und mit Franz Graf und Liam Gillick setzen zudem bekannte Namen die Reihe "im Fokus" in der Schausammlung Gegenwartskunst fort.

http://www.mak.at

Printausgabe vom Mittwoch, 04. Februar 2009

Kommentar senden:
Name:

Mail:

Überschrift:

Text (max. 1500 Zeichen):

Postadresse:*


* Kommentare werden nicht automatisch veröffentlicht. Die Redaktion behält sich vor Kommentare abzulehnen. Wenn Sie eine Veröffentlichung Ihrer Stellungnahme als Leserbrief in der Druckausgabe wünschen, dann bitten wir Sie auch um die Angabe einer nachprüfbaren Postanschrift im Feld Postadresse. Diese Adresse wird online nicht veröffentlicht.

Wiener Zeitung · 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Mail: online@wienerzeitung.at