Kultur

Betmarathon und Eastern praying

30.05.2007 | SN
HEDWIG KAINBERGER

Erst waren es die Museen, dann folgten ihnen die Kirchen . Nein, damit ist nicht die Tradition gemeint, Kunstwerke zu erwerben oder in Auftrag zu geben und auszustellen; da waren die Kirchen um Jahrhunderte früher dran als die Museen. Auch als Orte des Betrachtens haben die Kirchen weit mehr als ein Jahrtausend Vorsprung. Als touristische Sehenswürdigkeiten haben Museen zwar in den vorigen zwei, drei Jahrzehnten aufgeholt, doch eine Anziehungskraft wie Kathedralen und Stiftskirchen haben sie noch nicht erreicht.

Worin die Kirchen den Museen gefolgt sind, ist die "Lange Nacht", in der ein Mal pro Jahr Sonderveranstaltungen geboten werden, um danach Besucher in Zigtausenden zu zählen. Die Museen in Österreich bereiten sich heuer bereits für die achte derartige Aktion Anfang Oktober vor. Die "Lange Nacht der Kirchen" findet übermorgen, Freitag, zum dritten Mal statt (diesmal bleiben - neben Wien und Linz - auch in Graz, Salzburg und Klagenfurt die Kirchen bis in die tiefe Nacht geöffnet).

Die Museen versuchen längst nicht mehr allein mit Bildern, Skulpturen und Installationen Besucher anzulocken, sondern bieten Konzerte, Lesungen, Workshops oder Kindernachmittage. Ebenso wird es in der "Langen Nacht der Kirchen" nicht nur Vespern und Rosenkranz geben, sondern ein Rockoratorium (St. Peter in Salzburg), mystische Texte des Islam (St. Andrä in Salzburg), Turniertanz als spiritueller Ausdruck (Stadtpfarrkirche Linz), ein Fest für Kinder (Don Bosco in Klagenfurt) oder ein "Late-Night-Talk" (Minoritenkirche in Wien).

Es fällt nicht schwer, sich eine noch größere Vielfalt des kirchlichen Angebots vorzustellen, wenn man - wie bei der "Langen Nacht" - von anderen Sparten abkupfert. Wenn es einen Theatermarathon wie mit Peter Steins Inszenierung von "Wallenstein" gibt, warum nicht auch einen "Betmarathon"? Oder: Wie wäre es - inspiriert vom "Nordic Walking" als Spielart des Spazierengehens - mit einem "Eastern praying"? Das erinnert an die Himmelsrichtung, wo des Morgens das Licht herkommt, und klingt als englischer Begriff moderner als "Anbetung".

In Anbetracht des heurigen, viel versprechenden Programmes der "Langen Nacht der Kirchen" warten wir also gespannt auf weiteren Erfindungsreichtum in den Kirchen. Nur eines wird vermutlich lange dauern: Dass die Kirchen eines Tages mit den Museen in der Ausstattung mit zeitgenössischer Kunst gleichziehen werden.

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